Tiersteckbrief Schwarzwild

  • Größe: Schwarzwild ist stark von seinem Lebensraum abhängig.
  • Gewicht: Man kann deswegen keine allgemeingültigen Angaben zu Größe und Gewicht machen. Starke Keiler wiegen jedoch bis zu 300 Kilogramm!
  • Paarungszeit: November/Dezember
  • Setzzeit: März/April, je nach Kondition 3 bis 10 Frischlinge. In Jahren mit optimalen Lebensbedingungen können Wildschweine im Sommer ein zweites Mal Frischlinge bekommen.

 

Lebensweise: Bejagung: Schusszeichen: Nachsuche: Gebiß: Belauf: Ansprechen: Krankheiten: zurück:

Schwarzwild

Das Schwarzwild, Wildschweine also, gehören zu den bekanntesten und beliebtesten Tieren in unserer Landschaft. Die urigen "Schwarzkittel" sind Allesfresser: Pflanzen jeder Art, Würmer und Käfer, Jungwild und sogar Aas stehen auf dem Speisezettel. Das ist auch der Grund dafür, daß Schwarzwild so weit verbreitet ist. Bis in die großstädtischen Ballungsräume sind die Wildschweine vorgedrungen. Sein intelligentes Verhalten und seine heimliche Lebensweise begünstigen das Schwarzwild sehr; es vermehrt sich bei unseren klimatischen Bedingungen zahlreich und ist dabei schwierig zu bejagen. Wer einmal versucht hat, in der Dämmerung, oder sogar nachts ein Wildschwein zu entdecken, der weiß, warum es "Schwarz"-Wild heißt... Schwarzwild kann verheerende Wildschäden anrichten, wenn eine "Rotte" Wildschweine, die über 50 Exemplare zählen kann, in einen Maisacker einfällt, dann bleibt für die Ernte nicht mehr viel übrig. Schwarzwild sieht zwar behäbig aus, ist aber sehr beweglich: Mehr als 50 Kilometer können die Wildschweine in einer Nacht zurücklegen, auf der Flucht liegt die "Höchstgeschwindigkeit" bei knapp 60 km/h.


Gedanken zur Jagd .....

 

Was wir vom Schwarzwild wissen !

 

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Wir wissen wie es aussieht ....

.... Wir kennen seine Fährte

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Wir wissen wenn sie da waren....

Wir wissen um die Einstände ....

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Wir wissen, daß wir es, im Auftrag der Land- und Forstwirtschaft erlegen müssen ....

Wir wissen auch, daß wir zu wenig wissen, um öfter erfolgreich zu sein !!!!

 

Was wir vom Schwarzwild nicht wissen !!!

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wir wissen nicht wann es anwechselt...

wir wissen nicht, wo es anläuft ....

Doch mehr zu wissen, ist die bessere Strategie !!!

Wenn Du die nächsten Seiten über die Schwarzkittel durcharbeitest, findest Du vielleicht Informationen, die Deine Jagdstrategie optimieren könnten !

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Lebensweise des Schwarzwildes

Lebensweise: Bejagung: Schusszeichen: Nachsuche: Gebiß: Belauf: Ansprechen: Krankheiten: zurück:

 

Individuum und Population

Das Wildschwein durchläuft vom Tage seiner Geburt bis zum Tode eine Anzahl sozialer Gruppen. Die jeweilige Zugehörigkeit bestimmt seinen Rang in der Population und sichert seine Einbindung in spezielle Gruppierungen. Damit legen sie auch weitgehend die Möglichkeiten seiner individuellen Entwicklung fest, die in wesentlichen Lebensphasen durch innerpopulare Faktoren beträchtlich beeinflusst wird. Der Anteil der einzelnen sozialen Gruppen an der gesamten Population ist für deren Gedeihen außerordentlich wichtig. Die Population vermag in gewissern Umfange auf widrige oder förderliche Umwelteinflüsse durch Veränderungen in der Sozialstruktur zu reagieren, ist jedoch bestrebt, eine gewisse Stabilität in ihrer Zusammensetzung zu wahren.

Es ist beachtenswert, mit welcher Genauigkeit die sozialen Gruppen des Schwarzwildes bereits in der Jagdliteratur früherer Jahrhunderte erfasst und dargestellt wurden. Sie erlaubt es, die ursprünglich geprägten Begriffe und festgestellten Altersgrenzen auch heute noch weitgehend beizubehalten.

Man kann ohne Übertreibung sagen, dass ein einzelnes Wildschwein wohl morphologisch-anatomisch beschrieben werden kann; um es aber ganz in seiner artspezifischen Originalität zu erfassen, muss man es als Glied seiner Sozietät betrachten. Wildschweine sind gesellige Lebewesen. Ihr Wohlbefinden und Gedeihen hängt von der Anwesenheit weiterer Artgenossen ab. Doch sind es wiederum nicht Artgenossen schlechthin, sondern in jeder Lebensphase braucht das Wildschwein bestimmte soziale Strukturen, in die es integriert ist, und die es in der Population findet.

In diesem Sinne ist die Population nicht nur als eine Fortpflanzungsgemeinschaft zu verstehen, die gemeinsam einen Lebensraum besiedelt. Sie muss vielmehr ein arttypisch definierbares inneres Gefüge aufweisen, in dem die Geschlechter und Altersgruppen zusammenleben.

Der Aufbau einer Population wird hauptsächlich von der Lebenserwartung der Geschlechter, der Zuwachsleistung und der Sterblichkeit bestimmt. Die innere Struktur ist damit jedoch bei dem sozial hoch organisierten Schwarzwild noch nicht ausreichend erfasst. Auf der Grundlage verwandtschaftlicher Bindungen leben Wildschweine in kleinen Gruppen (Rotten) zusammen, die in ihrer Gesamtheit eine Population bilden. Diese Gruppierung ist eine unentbehrliche Grundlage für die optimale Nutzung des Lebensraumes, die kollektive Feindvermeidung und individuelle Geborgenheit, die Entwicklung der Instinkte und Fähigkeiten. Das Zusammenleben in der Rotte ermöglicht die Herausbildung, Aneignung und Weitergabe von Erfahrungen und Fertigkeiten. Dem dienen die vielfältigen schon genannten Kommunikationsformen.

Die verschiedenen Gruppen halten zueinander einen unterschiedlich engen, doch ausreichenden Kontakt, um den Lebensraum gut zu nutzen, das Verhalten zu synchronisieren und den Genaustausch zu sichern. In das Kontaktsystem ist auch der allein ziehende Keiler integriert, der einen beträchtlichen Teil seines Lebens ebenfalls der ständigen Rottengemeinschaft bedurfte, und der die in seinem Wohngebiet lebender. Bachen zu gegebener Zeit zu finden weiß. Somit stellt die Schwarzwildpopulation nicht nur die Ansammlung einer Anzahl von Individuen dar. Sie ist ein qualitativ wesentlich höher stehendes System, das nicht nur durch die Umweltfaktoren reguliert wird, sondern in gewissem Umfang die Fähigkeit zu unbewusstem, kollektivem Handeln besitzt.

Über das Schicksal des Einzelstückes weit hinausgehend, sichert die Population das erfolgreiche Reagieren auf Umwelteinflüsse und damit das Fortbestehen der Art.

Das Leben der Population in ihrer Umwelt ist nach Zeit und Raum geordnet. Die Aktivitätsperiodik gibt den tages- und jahreszeitlichen Rhythmus der Lebensäußerungen wider.

Die Verteilung im Lebensraum folgt einerseits dessen Angebot an Requisiten, wie Nahrung, Deckung, Suhlen usw., andererseits Prinzipien der Vergesellschaftung und der arttypischen Verhaltensweisen. Sie wird schließlich in nicht unwesentlichem Umfange von der Dichte der Population, der Häufigkeit der Individuen in einem gegebenen Raum, beeinflusst, die ihrerseits beachtlichen Schwankungen unterliegen kann.

Populationsaufbau; Höchstalter

Die Lebensdauer des Schwarzwildes ist, mangels einer ausreichenden Zahl an Wiederfunden markierter Stücke, gegenwärtig noch unzureichend bekannt. Das Höchstalter eines Lebewesens (physiologisches Höchstalter nach BODENHEIMER, 1958) entspricht der genetisch bedingten Altersgrenze unter optimalen Lebensbedingungen. Es wird dann erreicht, wenn lediglich infolge altersbedingten Nachlassens der

Lebensfunktionen und Zunahme der Fehlerraten ohne äußere Einwirkungen der Tod eintritt (SCHWERDTFEGER, 1968; ROTZSCH, 1984).

Älteren Schätzungen zufolge wird das Höchstalter des Schwarzwildes mit 20 bis 30 Jahren angenommen (z. B. RIESENTHAL, 1880, MOHR, 1960). Nach Erfahrungen aus Zoologischen Gärten und sonstiger Gefangenschaftshaltung (MOHR, 1960; HEPTNER et al., 1966; PUSCHMANN, 1975; JONES 1982) ist bisher nur eine Lebensdauer von 18 bis 21 Jahren belegt. In der freien Wildbahn haben Umwelteinflüsse ein weitaus höheres Gewicht als für die umsorgten Pfleglinge in gut geführten Tierparks. Unter ihrer Einwirkung bleibt die erreichbare Lebensdauer mehr oder weniger weit hinter dem genetisch bedingten Höchstalter zurück und wird zu der für jedes Glied der Population unterschiedlichen ökologischen Lebensdauer reduziert. Deren Maximum wird beim Schwarzwild gewöhnlich nach dem Grad der Zahnabnutzung angeschätzt. KOSLO (1975) kam auf dieser Grundlage zu dem Schluss, dass unter den natürlichen Bedingungen Belorusslands einzelne Individuen ein maximales Lebensalter von 14 bis 15 Jahren erreichen könnten. Innerhalb seines eigenen Untersuchungsmaterials stufte er die ältesten Stücke als 9 bis 1jährige ein. Demgegenüber wird für weiter westlich gelegene Populationen ein maximales Lebensalter von etwa 10 Jahren angenommen (KIESSLING, 1925; HEPTNER et al., 1966).

Altersgruppen

Frischlinge

Das neugeborene Wildschwein tritt mit der Geburt in die mutterabhängige und noch kaum geschlechtsdimorphe "Kinderklasse" (BUBENIK, 1974) ein. Jagdlich wird es als Frischling bezeichnet. Zu seiner optimalen Entwicklung bedarf der Frischling während dieser Lebensphase der Führung durch die Mutter, und zumindest während der ersten Monate der Anwesenheit von Artgenossen etwa gleichen Alters. In den ersten Lebenswochen benötigt ein Frischling neben der Muttermilch infolge seines mangelhaften Temperaturregelungsvermögens die von der Bache und den Geschwistern im Kessel erzeugte Nestwärme Die Bache gewährleistet weiterhin Schutz vor zahlreichen Feinden. Unter diesen Bedingungen erreichen die Sinnesorgane des Frischlings langsam ihre volle Leistungsfähigkeit, und arttypische Verhaltensweisen können sich im Spiel mit den Geschwistern ausprägen.

Unter Führung der Bache wird schrittweise der Lebensraum erschlossen und erobert; Wechsel, gute Einstände, Gefahrenquellen kennen gelernt. Die Kenntnisse der Bache erleichtern das Auffinden der jahreszeitlich differenten, oft räumlich weit getrennten Nahrungsquellen; durch ihre Wühltätigkeit verschafft sie den körperlich noch schwachen Frischlingen den Zugang zum Fraß. Im Winter erleichtert die Bache die Fortbewegung in Schnee und Harsch und den Bau warmer Kessel.

Der Frischling ist infolge seines raschen Wachstums und Entwicklungstempos sehr hohen körperlichen Beanspruchungen ausgesetzt. Bis zum Ende seines ersten Lebensjahres muss er den Hauptteil seines Körperwachstums abgeschlossen haben und den Haarwechsel vorn Erstlingskleid über das zweite Jugendkleid zur Winterschwarte vollziehen. Wichtige Phasen des Zahnwechsels sind zu durchlaufen, die einen Einfluss auf die Nahrungsaufnahme haben.

Die durch die Anwesenheit der Bache gegebene Sicherheit ermöglicht eine stärkere Konzentration auf die Nahrungssuche.

In der Rotte bekommt der Frischling Kontakt zu anderen Individuen der Population und wird, durch den Rang der Mutter geschützt, ohne weiteres integriert. Durch Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen wird die Grundlage für seine spätere Stellung in der sozialen Rangordnung vorbereitet. Der Frischling erlebt in der Mutterfamilie seine erste Rauschzeit. Untersuchungen zufolge nimmt er daran unter natürlichen Umweltbedingungen in der Regel noch nicht aktiv teil, so dass sich seine körperliche Entwicklung unvermindert vollziehen kann. Die sekundären Geschlechtsmerkmale sind noch wenig entwickelt.

In der Kulturlandschaft aufwachsende Frischlinge können dagegen bei reichlichem Nahrungsangebot bereits im ersten Lebensjahre die volle Geschlechtsreife erlangen; zumal dann, wenn eine reichliche Eichel- oder Buchenmast im Herbst die Entwicklung zusätzlich befördert.

Der Anteil frühreifer Frischlinge steigt, je weniger ausgereifte Populationsglieder vorhanden sind, deren Dominanz die Frühentwicklung behindert. Frischlinge stellen infolge der hohen Fortpflanzungsleistung der Art einen anfangs immer relativ großen zahlenmäßigen Anteil der Population dar.

Sie unterliegen jedoch auch einer besonders hohen Sterblichkeit, so dass sich ihre Zahl rasch ändert. Ihre biologische Hauptbedeutung in der Population haben sie als Nachwuchsreserve.

Als Frischling gilt ein Stück Schwarzwild vom Tage der Geburt bis zum 1. April des nächstfolgenden Jahres. Bei normalem Frischtermin ist er dann etwas 12 Monate alt.

Infolge der weiten Spanne der Frischzeit kann aber auch ein Alter von 8 Monaten bis 15 Monaten zum Ubergangszeitpunkt erreicht werden. Nicht das eigentliche Lebensalter an sich, sondern der Beginn des neuen Jagdjahres ist also nach jagdlicher Tradition für den Übergang in die nächste Klasse von Bedeutung. Das entspricht allerdings auch weitgehend den biologischen Gegebenheiten, da sich der Biorhythmus synchronisiert und auch größere, durch den Geburtszeitpunkt bedingte Unterschiede bald ausgeglichen werden (freilich bleiben Unterschiede in der Körperstärke unter Umständen lebenslänglich erhalten).

Die Klasse der Frischlinge entspricht somit annähernd dem ersten Lebensjahre, sie wird als Altersklasse 0 bezeichnet.

 

Überläufer

In seinem zweiten Lebensjahre wird das Wildschwein als Überläufer bezeichnet. Das Überläuferalter ist eine entscheidende Zeitperiode in der Individualentwicklung, und zwar sowohl hinsichtlich der körperlichen Reife als auch der Sozialbindung.

Die Überläuferkeiler scheiden aus den Mutterfamilien aus und werden zunehmend selbständig. Sie erweitern ihr bisheriges Wohngebiet oder erschließen sich entfernte neue Einstände. Oft bilden sie Überläuferrotten, in denen zahlreiche Rangordnungsstreitereien stattfinden, die für die spätere Sozialposition wichtig sind.

Die Überläuferbachen dagegen verbleiben im zweiten Lebensjahr meist noch in der Mutterfamilie oder halten, bei Verlust der Bache, unter sich zusammen. Gegen Ende dieses Lebensjahres werden bereits etwa 75 % der späteren Lebendmasse erreicht und der Sexualdimorphismus deutlich. Im Herbst ist die sexuelle Vollreife vorhanden. Die Bachen nehmen von nun an am Reproduktionsgeschehen teil, wenn auch ihre Fortpflanzungsleistung hinter der älterer Stücke zurückbleibt.

Inwieweit die Überläuferkeiler bereits aktiv rauschen, ist wiederum von der Altersstruktur der Population, in der sie nach den Frischlingen den niedrigsten sozialen Rang einnehmen, abhängig. Bei normalem Bestandsaufbau werden sie in der Regel durch ältere Keiler abgeschlagen und ausgeschlossen.

Somit ist diese Sozialgruppe durch eine intensiv verlaufende Körperentwicklung und einsetzende sexuelle Aktivität gekennzeichnet. Ihre Angehörigen sind juvenil. Die zunehmende Verselbständigung und die

Teilnahme am Reproduktionsgeschehen führen auch in dieser Altersklasse zu einer hohen natürlichen Sterblichkeit. Bei gestörtem Bestandsaufbau bzw. stark reproduzierenden Populationen können Überläufer den zahlenmäßigen Hauptanteil stellen. In diesem Falle führt auch ein Teil der Überläuferbachen schon Frischlinge.

Gemeinsam mit den Frischlingen bilden die Überläufer den Kern des Nachwuchses und nehmen einen untergeordneten sozialen Rangplatz in der Population ein. Die Überläufer beider Geschlechter werden als Altersklasse 1 bezeichnet.

 

Mittelaltes Schwarzwild

Alles Schwarzwild, das die Überläuferklasse durchschritten hat, fasst die Jägersprache mit der Sammelbezeichnung "grobe Sauen" zusammen. Dennoch sind die Stücke im Alter von 2 bis 4 Jahren seit jeher als "geringe" Keiler oder Bachen, also als noch nicht voll erwachsen, erkannt worden. In dieser Altersklasse schließen die Sauen ihr Körperwachstum nahezu ab, beziehen zunehmend eigene Wohngebiete oder gründen selbständige Mutterfamilien. Ihr Reproduktionsverhalten ist voll entwickelt. Die Aktivität der Keiler ist dagegen von der älterer Geschlechtsgenossen stark abhängig. Ihr sozialer Rang kann selbst am Ende dieser Phase dem alter Bachen noch nachgeordnet sein. Das mittel alte Schwarzwild weist die höchste Lebenserwartung der Population auf, da ihre Angehörigen der hohen Jugendsterblichkeit entgangen sind und die altersbedingte Mortalität noch entfernt ist.

Die Klasse der subadulten Sauen ist in der Population nicht nur von der zahlenmäßigen Stärke her, sondern auch infolge ihrer Funktion von sehr hoher Bedeutung. Sie trägt bereits einen sehr wesentlichen Teil der Fortpflanzungsleistung, verfügt über ein sich voll entwickelndes Instinktinventar, gute Kenntnisse des Lebensraumes und eine große Robustheit. Ihre Angehörigen sind in zunehmenden Maße geeignet, das stabile Grundgerüst der Population zu bilden und müssen es in stark bejagten Populationen nicht selten auch sein.

Mittelaltes Schwarzwild bildet in beiden Geschlechtern die Altersklasse 2.

 

Reifes Schwarzwild

Der Ausdruck ' hauendes Schwein ' für den 5- bis 7jährigen Keiler gibt gut den Eindruck der körperlichen Vollreife wider.

Beide Geschlechter sind physisch und psychisch voll ausgereift. Ihre Körperstärke und Erfahrung lassen sie die Hauptlast in der Existenzsicherung der Population tragen.

Die Keiler beherrschen das Rauschzeitgeschehen, und die groben Bachen haben nicht nur die höchsten Geburtenraten, sondern sind meist auch Kopf größerer Mutterfamilien, denen jüngere Bachen mit ihrem Nachwuchs angehören.

Stücke dieses Alters dominieren in der Rangordnung und bewirken indirekt die soziale Position aller anderen Altersklassen. An der Gesamtindividuenzahl haben sie in den meisten Populationen dagegen nur einen recht geringen Anteil. Trotzt ihrer Stärke und Lebenstüchtigkeit sinkt die Lebenserwartung auch ohne jagdliche Eingriffe erstaunlich rasch ab, was nur durch die bereits erwähnte starke soziale Beanspruchung erklärbar scheint.

Andererseits können adulte Stücke aber gegenüber Epidemien und strengen Wintern hohe Widerstandskraft beweisen und den Kern neu aufzubauender Populationen bilden.

Das adulte Schwarzwild bildet die Altersklasse 3.

 

Überaltertes Schwarzwild

Die Beschwerlichkeit der Nahrungsgewinnung vor allem im Winter, die Belastungen der späten Rauschzeit und das wiederholte Aufziehen starker Würfe durch die Bachen bedingen einen raschen Verbrauch der Kräfte.

Die Zahnabnutzung schreitet rasch voran und Defekte häufen sich. Deshalb sinkt auch in verhältnismäßig ungestörten Populationen der Anteil älterer Stücke rasch.

Überalterte Keiler werden von jüngeren abgeschlagen und vom Beschlag ausgeschlossen, bei Bachen sinken Empfängnisbereitschaft und Geburtenrate. Haben Keiler ein Alter von etwa 8 Jahren erreicht, bezeichnet man sie infolge ihres besonders urigen Aussehens als "Hauptschwein". Nach gegenwärtiger Kenntnis sind sie in allen Populationen außerordentlich selten.

Nach einer kurzen Senilitätsphase tritt in der Altersklasse 4 der natürliche Alterstod ein.

 

Innere Struktur, Altersstruktur

Der Anteil der sozialen Gruppen beider Geschlechter gibt jeder Population einen spezifischen Aufbau. Er wird durch das in der Population erreichbare ökologische Höchstalter einerseits und anderseits durch die entsprechende Fortpflanzungsleistung abgesteckt.

Da bereits diese beiden Basisgrößen eine hohe Variabilität aufweisen, ist verständlich, dass sehr unterschiedliche Populationsstrukturen festgestellt werden können. Doch solche Unterschiede bestehen nicht nur zwischen verschiedenen Populationen, sondern auch innerhalb einer Population treten jährliche, kurz- und langfristige Schwankungen auf.

Die Verschiedenheit der Populationsstrukturen wird auch durch den Verlauf der Sterblichkeit mitbestimmt, welche die Anzahl der Geborenen allmählich bis zum Erlöschen des Geburtsjahrganges reduziert.

Die Mortalität ist in den Altersklassen und Geschlechtern unterschiedlich hoch, kann aber auch weitgehend altersunabhängig auf die gesamte Population einwirken und ihre Zusammensetzung entscheidend verändern. Unterschiedliche Zuwachsraten in aufeinanderfolgenden Jahren und selektive Mortalität verändern das Strukturbild der Population bis zum Ausscheiden der entsprechenden Jahrgänge.

Daher stellen Populationsanalysen Momentaufnahmen dar, deren Ergebnisse zur Verallgemeinerung einer theoretischen Abstraktion bedürfen. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass Veränderungen in der Sozialstruktur gewöhnlich von Schwankungen der Populationsgröße begleitet werden. Zu und Abwanderungen nehmen einen unterschiedlich zu wertenden Umfang ein. Einen Eindruck von der nur unvollständig überschaubaren Vielfalt der Vorgänge, die in einer Population nebeneinander, gleich und gegensinnig ablaufen, vermitteln die bereits erwähnten langjährigen Studien an einer Schwarzwildpopulation bei Warschau (JEZIERSKI, 1977; ANDRZEJEWSKI und JEZIERSKI, 1978) (Abb. 813). Die Individuenzahl dieser Population stieg nach einer stabilen Phase plötzlich auf eine Stärke von 770 1/6 der ursprünglichen Anzahl. Nach einem ebenso raschen Abfall wurde eine stabile Phase erreicht, die etwa um das Doppelte über der Ausgangssituation lag. Die Hauptursache für die Populationsschwankungen bildeten unterschiedliche Zuwachswerte. In der Aufbauphase wurden je Bache etwa 5 Frischlinge, in der Phase des Rückgangs weniger als 2 Frischlinge festgestellt. Der Zuwachs schwankte somit zwischen etwa 140% und 30% des Frühjahrsbestandes. Mit dem Zuwachs änderte sich die Sozialstruktur. In der Aufbauphase nahmen Frischlinge (Altersklasse 0) etwa 50 bis 60 % der gesamten Population während der Sommermonate ein. Die Überläufer umfassten weitere 20 bis 40 %, und älteres Schwarzwild stellte weniger als 20 % der ganzen Population. In der Rückgangsphase dagegen stieg der Anteil der älteren Sauen auf 30 bis 45 % an, während auf die Frischlinge nur noch etwa 25 % entfielen. Im vorliegenden Falle war der Populationsrückgang in nicht unwesentlichem Umfange auch durch Abwanderung von Überläufern und älteren Stücken bedingt. Auch die Mortalität älterer Stücke war überdurchschnittlich. Diese Erscheinungen wirkten einer Überalterung der Population entgegen, denn trotz der beachtlichen Bestandsveränderung blieb im gesamten Zeitraum die Relation zwischen Überläufern und älteren Stücken mit jeweils etwa 50 % im Frühjahrsbestand nahezu gleich. Da die Betrachtung ökologischer Faktoren, wie Nahrung und Witterung, die festgestellten Veränderungen nicht ausreichend begründen ließen, vermuten die Autoren das zusätzliche Wirken innerpopularer Faktoren. Aus dem Beispiel kann zunächst abgeleitet werden, dass durch die Höhe des Zuwachses nicht nur die Größe einer Population, sondern auch ihre Altersstruktur bestimmt wird.

Hinsichtlich der Dynamik von Schwarzwildpopulationen können allgemein gültige Schlussfolgerungen gezogen werden. Die mittlere Lebenserwartung in Schwarzwildpopulationen ist gering und bewegt sich etwa zwischen 15 und 25 Monaten. Sie wird durch die Fortpflanzungsleistung, die Sterblichkeit und das jeweilige ökologische Höchstalter vorgegeben. Am geringsten ist sie bei Frischlingen und im allgemeinen bei Überläufern. Mittelalte Stücke haben die höchste Lebenserwartung, die jedoch, je nach jagdlicher Behandlung und natürlicher Sterblichkeit, sowohl etwa 30 Monate, aber auch gerade nur ein Jahr betragen kann.

Natürlich sich entwickelnde Populationen bestehen zu etwa 40 bis 60 % aus Überläufern, 30 bis 50 % aus mittelalten Sauen und 10 bis 20% aus reifen Stücken. Das Geschlechterverhältnis in der Population liegt zumindest bei den mittelalten Stücken nahe 1:1, bei Überläufern und reifen Stücken kann es leicht zugunsten des männlichen Anteils verschoben sein. Ist die Jagdausübung wichtigster Regulationsfaktor, bestimmt sie weitgehend die Lebenserwartung der Altersklassen, das erreichbare ökologische Höchstalter und unter Umständen auch die Geschlechterzusammensetzung. Die Höhe der Zuwachsleistung wird wesentlich von der Populationsstruktur bestimmt, und damit auch die mittlere Lebenserwartung.

 

Vergesellschaftung, VergeselIschaftungsformen

In den Schwarzwild Sozietäten können 4 Vergesellschaftungsformen festgestellt werden:

die Mutterfamilie

der Rauschzeitharem,

die Überläuferrotte und

der Einzelgänger.

Die Mutterfamilie

Grundform der Vergesellschaftung und Kern der Sozietät bildet die Mutterfamilie. Sie besteht primär aus einer Bache und ihrem letzten Nachwuchs. Sie gründet sich auf der erforderlichen "Brutpflege" durch die Bache, die nicht nur in den ersten Lebenstagen und -wochen, sondern für das gesamte erste Lebensjahr von den Frischlingen benötigt wird

Innerhalb der Mutterfamilie dominiert die Bache, sie ist für den Schutz, die Einstandswahl und die Ernährung verantwortlich. Aus der Mutterfamilie geht gewöhnlich eine Sippe hervor. Die Bache sondert sich zum erneuten Frischen von ihrem vorjährigen Nachwuchs ab, dessen weibliche Angehörige sich dann jedoch, teilweise schon mit eigenen Frischlingen, ihr wieder anschließen. Auf dieser Grundlage können immer größere Verbände entstehen, die sich aus mehreren führenden Bachen, Überläuferbachen, nichtführenden weiblichen Stücken und den Frischlingen zusammensetzen. Sie sind auf jeden Fall eng verwandt und kennen sich gegenseitig. Die Führung besitzt die älteste Bache, die Stammutter der gesamten Sippe. Es mag auch Rotten geben, die auf Wurfschwestern zurückgehen. In diesen Fällen könnten die Körperstärke, aber auch das Temperament für die Dominanz bestimmend sein. Die Rangordnung innerhalb der Sippe ist nach dem Alter und der Körperstärke abgestuft. Führende Stücke dominieren in der Regel über nichtführende.

Die Führungsrolle wird selten demonstrativ wahrgenommen. Sie tritt deutlich an Futterplätzen zutage. Die Leitbache bestimmt gewöhnlich durch ihr Verhalten den Tagesablauf und die Ortveränderungen.

Die Aufgabe des Sicherns kommt allen älteren Stücken zu.

Die Flucht wird unabhängig vom Entdecker einer Gefahr gemeinsam vorgenommen, wobei dieser auch die Fluchtrichtung angeben kann. In ungewissen Situationen, die keine sofortige Flucht erfordern, versucht die Leitbache die Lage zu klären und bestimm, das weitere Verhalten der Rotte.

Die altersbedingte Rangordnung in der Mutterfamilie ist somit organisch gewachsen, sie wird nicht ausgekämpft. Das muss allerdings unter Gleichaltrigen erfolgen und bildet die Grundlage für spätere Rottenteilungen. Diese treten gewöhnlich ein, wenn die bisherige Leitbache durch Tod aus der Rotte ausscheidet und ihr mehrere Gleichaltrige in diesem Range folgen wollen.

MEYNHARDT (1978) beobachtete als Gründe für Rottenteilungen ungünstige Positionen in der Rangfolge, die zum Herauslösen eines oder mehrerer Stücke mit ihrem Nachwuchs führen, Verletzungen oder Krankheiten, aber auch Nahrungsmangel. Letzterer kann direkt durch das erforderliche Auseinanderziehen der Rotten bei der Nahrungssuche, oder durch zunehmende Nahrungskonkurrenz zur Rottenteilung führen. Die von MEYNHARDT betreute Großrotte ist ein guter Beweis für die zusammenhaltende Kraft regelmäßiger Nahrungszufuhr. Auch die Jagd wirkt auf die Teilung von Sippen ein, wenn die führenden Stücke erlegt oder krankgeschossen werden.

Die Mutterfamilien bewohnen bestimmte Einstände, in denen sie in der Regel andere Mutterfamilien nicht dulden. Es ist nicht bekannt, in welchem Umfange diese Wohngebiete mit Duft- oder Sichtmarken (Kot, Harn, Malbäume usw.) gekennzeichnet werden. Ähnlichkeiten mit verteidigten Territorien sind nicht von der Hand zu weisen. Fang- und Markierungsversuche lassen erkennen, dass fast stets die Angehörigen der gleichen Mutterfamilie in die stationären Fänge gelangen (C. STUBBE, 1984). Auf gemeinsam benutzten Äsungsflächen (Feldfluren usw.) halten gleichzeitig dort befindliche Mutterfamilien einen Abstand von mindestens 50 in; es kann zum Vertreiben der schwächeren Rotte kommen. Fremde Wildschweine finden kaum Anschluss an intakte Rotten. ERL (1980) teilt aus. Gatterbeobachtungen nach, dass eingesetzte Frischlinge zur Not noch geduldet, stärkere Sauen dagegen abgeschlagen und unter Umständen bis zum Verenden durch das Revier gehetzt werden.

Innerhalb der Mutterfamilie ist der Sozialkontakt sehr ausgeprägt. Die Stücke ruhen gemeinsam im Kessel und streben enge Körperfühlung an. Körperpflegehandlungen sind häufig. Distanzvergrößernde Streitereien beruhen gewöhnlich auf Futterneid.

 

Rauschzeitharem

Der Rauschzeitharem entsteht durch das Hinzukommen von Keilern zur Mutterfamilie. Er ist somit lediglich eine temporäre Vergesellschaftungsform. Die Verbindung des Keilers zur Mutterfamilie ist relativ locker. Sein Interesse konzentriert sich auf die jeweils rauschigen Bachen, die er abzudrängen und zu beschlagen trachtet

Bei großer Keilerdichte werden dadurch die Mutterfamilien nicht selten auseinandergesprengt. Die eigentliche Führung der Rotte wird jedoch in der Regel weiterhin von der jeweils; dominanten Bache wahrgenommen; der Keiler schließt sich der Rotte nur an. Er benutzt den Gemeinschaftskessel nicht, sondern schiebt sich in der Nähe der ihn interessierenden Rotte ein und überwacht diese auch in den Ruheperioden.

 

Die Überläuferrotte

Die Überläuferrotte ist ebenfalls eine nichtständige Vergesellschaftung. Sie besteht in der Regel aus den männlichen Nachkommen einer Bache, die vor der Frischzeit von ihr abgeschlagen wurden und anschließend nicht mehr in den Familienverband Eingang fanden. Sie verlassen gewöhnlich den bisherigen Einstand der Rotte und können über weite Strecken abwandern. In anderen Verbänden finden diese Keiler keine Aufnahme und ein Zusammenschluss mit Überläuferkeilern aus anderen Verbänden erfolgt auch nicht. Die Rangordnung in den Überläuferrotten ist bereits seit der Frischlingszeit ausgekämpft. Die Existenz dieser Rotten ist jedoch nicht von Dauer, sondern spätestens im Verlaufe des folgenden Lebensjahres vereinzeln sich die Keiler.

Untypische Überläuferrotten aus Angehörigen beider Geschlechter entstehen nach Abschuss oder Verenden der Führungsbache. Sie lösen sich mit der nächsten Reproduktionsperiode auf.

 

Der Einzelgänger

Die Keiler leben von zweiten Lebensjahr an als Einzelgänger. Aus mehreren jüngeren Keilern bestehende Verbände existieren nur kurzzeitig und gehen auf noch vorhandene verwandtschaftliche Bindungen zurück. Die Keiler bewohnen einen großen Einstand, in dem gewöhnlich mehrere Mutterfamilien leben. Sie verteidigen den Einstand nicht aktiv, sondern lediglich in der Rauschzeit die von ihnen betreute Mutterfamilie. Auch an gemeinsam benutzten Fraßplätzen halten sie sich abseits. Reife Keiler sind dort auch starken Bachen gegenüber dominant und können diese vom Futter vertreiben (BEUERLE, (1975).

Keiler klären die Rangordnung an Futterplätzen durch Imponierauftritte, die nur selten in Kämpfe übergehen.

 

Rottenstärke und Rottenstruktur

In Abhängigkeit von der Sozialstruktur treten die Vergesellschaftungsformen in den Schwarzwildpopulationen mit unterschiedlicher Häufigkeit auf. Die Sozialstruktur beeinflusst auch die Größe der Rotten, denn mit einem höheren Anteil von Altwild steigt nicht nur die Zahl der alleinziehenden Keiler, sondern auch der Umfang der Mutterfamilien. Zuwachsrate und Sterblichkeit beeinflussen die Rottenstärke im Jahresverlauf. Auf den Einfluss der Ernährungsbedingungen und der Jagd wurde schon hingewiesen.

Als Ausdruck der Vergesellschaftung wird der Sozialindex benutzt. Er gibt die durchschnittliche Rottenstärke (unter Einbezug der Einzelgänger) an. Er erreicht in den bisher untersuchten Gebieten 4 bis 6 Stücke je Rotte.

Der Sozialindex verändert Ich auch im Verlauf des Jahres. Unmittelbar nach Abschluss der Frischzeit im Mai/Juni ist er am höchsten und verringert sich dann allmählich bis zum Eintreten der nächsten Frisch

zeit. Während dieser Zeit schwankt er etwas unter dem Einfluss der Ernährungsbedingungen (Baummast), der Rauschzeit und der Strenge des Winters.

Näheren Aufschluss über die Vergesellschaftung des Schwarzwildes als der Sozialindex bieten Analysen über die Verteilung der Population auf Rotten unterschiedlicher Größe, wie sie in der DDR (BRIEDERMANN, 1972) und in Belowesh (KOSLO, 1975) durchgeführt wurden. Weniger als 5 % aller beobachteten Wildschweine wurden im Jahresdurchschnitt als Einzelgänger ermittelt. Am höchsten ist deren Zahl während der Frischzeit, am geringsten in den Wintermonaten. Der Hauptteil mit etwa 40 % steht in Rotten von 6 bis 10 Stück zusammen, etwa 25 % in Rotten von.2 bis 5 Stücken.

Größere Zusammenschlüsse erfolgen von der Frischzeit an bis zum Rauschzeitbeginn. Das Maximum wird, sicher infolge des noch wenig dezimierten Zuwachses, in den Monaten Juni/Juli erreicht. Während dieser Zeit befanden sich fast 45 % aller beobachteten Wildschweine in Rotten von mehr als 10 Stücken. Es stellte sich heraus, dass nicht die Rauschzeit zu den stärksten Konzentrationen führt, da mit deren Einsetzen die Großrotten wieder schwinden.

 

Tagesablauf in bejagten Populationen

In Jagdgebieten der Kulturlandschaft, in denen der Mensch tagsüber durch seine Gegenwart dominiert, weicht der Tagesablauf des Schwarzwildes beträchtlich von dem ursprünglich normalen Rhythmus ab. Ruhige Waldgebiete, in denen am Tage eine ungestörte Nahrungssuche möglich ist, gibt es seit Jahrhunderten in Mitteleuropa kaum noch. So ist bereits in mittelalterlichen Quellen mit Selbstverständlichkeit davon die Rede, dass man die Sauen am Tage im Kessel antrifft.

KIESSLING (1925) als ausgezeichneter Schwarzwildkenner mag mit seiner Darstellung als Vertreter vieler Verfasser jagdlicher Schwarzwildmonographien aus neuerer Zeit stehen, wenn er über den Tagesablauf schreibt: "Die Sauen verbringen den Tag schlafend oder doch wenigstens ruhend im Kessel. Stücke sowie Rotten, die man außerhalb der Rauschzeit über den Läufen antrifft, sind durch irgendeine Störung rege gemacht worden; andernfalls hätten sie das Lager bzw. den Kessel ganz sicherlich nicht verlassen."

Demzufolge bestand Jahrhunderte lang die gebräuchlichste Jagdart auf das Schwarzwild darin, die Sauen durch Hunde oder Treiber in den Tageseinständen zu finden. Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich mit der Entwicklung leistungsfähiger optischer Hilfsmittel die Pirsch- oder Ansitzjagd eine führende Position erobert

Die Phasenlage und -dauer der Aktivität ist unter den Bedingungen der freien Wildbahn schwierig zu ermitteln. Telemetrische Untersuchungen in einem französischen Gatterrevier (MAUGET, 1984) haben dort eine weitgehend nächtliche Lebensweise bestätigt, wobei der Beginn, aber auch das Ende der Aktivität weitgehend mit dem Sonnenunter bzw. -aufgang verbunden waren. Die Sauen ruhten im Mittel 58 % des 24-Stundentages, benötigten 25 % der Zeit zum Fraß und wechselten etwa 17 % der Zeit. Die Aktivität war im Winter mit etwa kg 13 Stunden etwas höher als mit etwa 10 bis 11 Stunden im Sommer. Ortsveränderungen am Nachmittag dienten meist dem Aufsuchen von Suhlen.

Einen indirekten Aufschluss über die Phasenlage der Aktivität erhält man durch Ermittlung der Mageninhaltsmenge von erlegten Sauen in Verbindung mit der Erlegungszeit (BRIEDERNIANN, 1971; GENOV, 198la; SINGER et al., 198 1). Diese Verfahren beruht darauf, dass die Sauen mit ihrem einhöhligen Weidsack während der Aktivitätszeit in zunehmendem Maße Fraß speichern, den sie in der anschließenden Ruhepause allmählich verdauen.

Die Auswertung der Mageninhaltsmasse unterstreicht das Vorhandensein einer deutlich überwiegenden nächtlichen Aktivität. Nur in außerordentlich wenigen Fällen der untersuchten Strecke von mehr als 500 Sauen musste angenommen werden, dass der Beginn ihrer Nahrungssuche früher als eine Stunde vor Sonnenuntergang einsetzte. Der Mageninhalt nimmt vom Abend bis zum Morgen stark zu, wie 2 Beispiele aus dem Sommer- und Winterhalbjahr belegen (Abb. 8/8). Im Sommer hatte sich das Gewicht des Mageninhaltes zum Morgen gegenüber dem Abend um den 6fachen Wert erhöht, im Winter verdoppelt.

Diese Unterschiede gründen sich im wesentlichen auf die Länge der dazwischen hegenden Ruheperiode. Im Sommer erlegte Sauen hatten abends nicht selten einen nahezu leeren Weidsack, der allerdings bei Zugang zu Feldflächen bis zum Morgen weit stärker gefüllt werden kann als in der längeren Winternacht.

Ein weiterer Nachweis der hohen Dunkelaktivität erfolgte durch die Untersuchung von Erlegungszeiten

Zwar sind diese weitgehend auch von der Aktivität der Jäger abhängig, doch darf wohl ohne Zweifel angenommen werden, dass die Jäger nur dann jagen, wenn Aussicht auf Erfolg besteht. Es ergibt sich ein ausgesprochenes Maximum der Erlegungszeiten in der Periode um den Sonnenuntergang und ein Nebenmaximum gegen Sonnenaufgang.

Davon weicht lediglich die Winterzeit ab, in der auf Drück- und Treibjagden auch am Tage eine Strecke erzielt wird. Noch deutlicher wird die Dunkelzeitaktivität des Schwarzwildes, wenn man die Mondphasen bei der Auswertung der Erlegungszeiten berücksichtigt. In den Nächten des Voll- und zunehmenden Halbmondes werden zu je der Jahreszeit die höchsten Strecken erzielt. Die Erlegungszeiten lassen einen gewissen Streckenrückgang in der zweiten Nachthälfte und zur Zeit des abnehmenden Halbmondes, der hauptsächlich nach Mitternacht leuchtet, erkennen.

Liegen die Gründe dafür auch vornehmlich bei den Jägern, so wissen doch aktive Mondscheinjäger, dass sich die Sauen dann gern für kurze Zeit niedertun, um anschließend noch einmal intensiv bis zum Morgengrauen zu brechen und in den Tageseinstand zu ziehen.

Diese Untersuchungen bestätigen die jagdliche Erfahrung, dass das heute in freier Wildbahn lebende Wildschwein Mitteleuropas dämmerungs- bis nachtaktiv ist. Das Hauptmaximum seiner Aktivität liegt in den Stunden nach Eintritt der Abenddämmerung, das Nebenmaximum vor dem Morgengrauen. Das Grundmuster entspricht demzufolge einem Bigeminus für dunkelaktive Tiere (ASCHOFF, 1962).

Am Tage ruht das Wildschwein in verborgenen Einständen. Dadurch entzieht es sich weitgehend den Nachstellungen durch den Menschen, und während der Nacht jagendes Raubwild hat es in Mitteleuropa kaum zu fürchten. Nachteilige Auswirkungen auf den Nahrungserwerb scheinen im allgemeinen nicht aufzutreten, vor allem dort, wo landwirtschaftliche Nutzfläche ganzjährig mehr Fraß bietet, als es der Wald mit Ausnahme reicher Baummast tun kann. Eine strukturierte Kulturlandschaft mit gepflegten Hochwäldern ermöglicht auch des nachts eine ausreichende Orientierung und den für den Zusammenhalt der Rotte erforderlichen Sozialkontakt. Diese Bedingungen förderten die Umstellung der Tagesperiodik, die für die Fortexistenz des Schwarzwildes von außerordentlich hoher Bedeutung ist.

Es fällt auf, dass der Hell-Dunkel-Wechsel seine Bedeutung als Zeitgeber grundsätzlich beibehalten hat, nun aber die Aktivität in umgekehrter Richtung auslöst oder beendet. Die Hauptaktivitätsphase hat ihre Bindung an den Sonnenuntergang beibehalten. Die aktivitätsfördernde Wirkung des Mondlichtes tritt verstärkt in Erscheinung. Die Gesamtdauer der Aktivitäts- und Ruhezeiten erscheint ziemlich unverändert. Über physiologische oder psychische Folgen der Rhythmusumstellung fehlen noch gesicherte Erkenntnisse.

Suhlen werden vornehmlich am Abend, an heißen Tagen auch schon früher, aufgesucht. Sogar in der Nacht bleiben die Sauen günstig gelegenen Suhlen nicht fern, oder suchen sie gern während des morgendlichen Einwechselns auf. Am häufigsten werden Suhlen in den Monaten April bis August benutzt.

Doch ist das Suhlen nicht so ein unbedingtes Bedürfnis, als dass es den Sauen nicht auch einige Tage unterlassen. Frischlinge beginnen erst gegen Sommerausgang, wenn sie die Streifen verlieren, Suhlen anzunehmen. In den Monaten November bis März erfolgt das Suhlen nur gelegentlich. Das Malen ist gewöhnlich mit dem Verlassen des Kessels und dem Aufsuchen der Suhlen sowie mit dem Treiben in der Rauschzeit gekoppelt. Besonders häufig ist es zur Zeit des Haarwechsels festzustellen. Es sei abschließend erwähnt, dass Gewittergüsse und feuchtwarme Witterung die Lichtzeitaktivität der Sauen im allgemeinen erhöhen, während warme, trockene Witterung dazu veranlasst, oft bis in die Nacht hinein in den kühlen Einständen zu verbleiben. Gegenüber langanhaltenden Regenperioden sind sie wenig empfindlich, doch Sturm und Schneefall lassen sie lange im Kessel verharren.

 

Raumstruktur, Belauf, Einstandtreue und Unstetheit

Dem Schwarzwild wird bis in die neueste Zeit eine geringe Ortsbindung nachgesagt. Diese Ansicht hat BRANDT (1974) besonders drastisch ausgedrückt: ' Schwarzwild ist seiner mangelnden Standorttreue wegen berüchtigt. Es hat keinerlei Bindung zu angefrischten oder gegenwärtig besiedelten Territorien. Der Aufenthalt an einem Ort wird nur vom Fraßangebot bestimmt. In den meisten Gebieten sind die im Frühjahr vorgefundenen Sauen wenige Wochen später in weit entfernte Feldgebiete gewechselt, wenn nicht in der Nähe gewollt oder ungewollt gefüttert wird. Wenn aber an anderer Stelle etwas Schmackhaftes geboten wird, missachten sie alle aufgewandte Mühe nebst Geld und ziehen dahin.'

Diese Aussage ist in ihrer kategorischen Art mit Sicherheit falsch, und BOBACK (1957) kam der wahren Sachlage schon wesentlich näher, wenn er in Anlehnung an HEDIGER meinte, dass das Schwarzwild in günstigem Gelände, wo es nicht übermäßig beunruhigt wird, ebenso ortstreu wie die meisten anderen Wildarten ist. Zahlreiche Untersuchungen, bieten dafür ausreichende Beweise.

Das Schwarzwild benötigt für seine Existenz einen Lebensraum, der ihm

genügend Nahrung zu allen Jahreszeiten,

ausreichende Sicherheit vor Feinden und

Schutz vor Witterungsunbilden bietet.

Begrenzend für die Eignung eines Gebietes ist immer der jeweils im Minimum befindliche Faktor. Infolge der hohen Mobilität können allerdings die Fraß und Deckung bietenden Räume recht weit auseinanderliegen und im tages- oder jahreszeitlichen Wechsel aufgesucht werden. Das soziale Leben der Art ermöglicht außerdem eine Weitergabe von Erfahrungen über geeignete Einstände von Generation zu Generation

( SINGER et. al. (1981) an markierten Stücken nachwiesen ).

Somit bewohnt jedes Stück Schwarzwild einen je nach den örtlichen Gegebenheiten unterschiedlich großen Raum, in dem es sich genau auskennt, den es nach Möglichkeit nicht verlässt, und den es seinen Bedürfnissen entsprechend nutzt. Dieses Gebiet, in dem sich ein Tier normalerweise bewegt (Home Range oder Aktionsraum), nennt SCHWERDTFEGER (1968) Belauf; ein Ausdruck, der hier infolge seiner alten jagdlichen Tradition und bildlichen Deutlichkeit im folgenden benutzt wird.

Kennzeichnend für den Belauf des Schwarzwildes ist, dass er alle für das Wohlbefinden erforderlichen Requisiten, wie Fraßplätze, Ruheeinstände, Suhlen und Malbäume enthält, die durch Wechsel miteinander verbunden sind. Weiterhin muss der Lebensraum des Individuums die notwendigen Sozialkontakte zur Population, zum Beispiel in der Rauschzeit, ermöglichen. Folglich tangieren oder überlappen sich die Beläufe verschiedener Wildschweine oder Verbände. Das schließt nicht aus, dass Teile des Belaufes benachbart lebender Stücke zumindest zeitweilig voneinander abgegrenzt sind.

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Bejagung

Lebensweise: Bejagung: Schusszeichen: Nachsuche: Gebiß: Belauf: Ansprechen: Krankheiten: zurück:

Bejagungsmodell

SW08_Absehen.gif rot: falscher Abschuss
grün: richtiger Abschuss

 

Jänner

noch Rauschzeit,

SW09_Keiler jb.gif

jedes einzeln gehende Stück erlegen.

SW10_nichtjagbar.gif

und kleinstes Stück der Rotte erlegen

Februar

Ende Tragzeit,

SW11_Kesselbau.gif

Kein einzeln gehendes Stück erlegen.

 

 

März

Frischzeit,

SW12_abgeschlagen.gif SW10_nichtjagbar.gif

 

 Kein einzeln gehendes Stück erlegen.

 

April

Säugezeit,

SW13_Bachesaeugend.gif

Hahn in Ruh' bzw. nur kleinstes Stück einer Rotte erlegen.

 

 

 

 

 

Mai

Säugezeit,

SW13_Bachesaeugend.gif

 

SW14_Familiengruppe.gif

Hahn in Ruh' bzw. nur kleinstes Stück einer Rotte erlegen.

 

 

 

Juni, Juli

Ende Säugezeit,

SW15_Frischlingsrotte.gif

 

SW16_Ueberlaeufer.gif

Hahn in Ruh' bzw. nur kleinstes Stück einer Rotte und einzelne Überläufer erlegen.

 

 

August, September

Jagdzeit

SW17_fuehrende Bache.gif

 

SW16_Ueberlaeufer.gif

nur kleinstes Stück der Rotte und einzeln ziehende Stücke erlegen.

 

 

 

Oktober, November

Hauptjagdzeit

SW17_fuehrende Bache.gif

 

SW18_Bachenreduktion.gif

alle Stücke ausgenommen Leitbache erlegen.

 

 

 

 

Dezember

Rauschzeit,

SW19_Beschlag.gif

 

SW18_Bachenreduktion.gif

jedes einzeln gehende Stück erlegen.

alle Stücke ausgenommen Leitbache erlegen.

 

Bejagung von Schwarzwild

 

Die Schwarzwildstrecken stiegen in den letzten Jahren unaufhörlich. Der Grund dafür ist nicht nur im gestiegenen Maisanbau zu suche, obwohl ein effektives, hohes Nahrungsangebot die Reproduktionsrate sehr wohl begünstigt. Doch zum Reproduzieren gehören beim Schwarzwild immer noch Bache und Keiler.

Es ist auch kein Geheimnis, dass ältere Bachen mehr Nachkommen frischen als jüngere. Doch die traditionellen Jagdstrategien gehen wesentlich mehr zu Lasten der Keiler als zu denen der Bachen. Die Folge ist ein unausgewogenes Geschlechterverhältnis zum Nachteil der männlichen Stücke.

Sowohl die Bildung der Hegeringe für Schwarzwild, (obwohl die Heranhege von Schwarzwild gesetzlich untersagt ist) als auch freiwillige Schonungen über die Schonzeit der führenden Bachen hinaus, begünstigen die Reduktion von Schwarzwild keinesfalls. Infolge der Schonung steigt nämlich das Durchschnittsalter der Bachen und ältere Bachen lernen sehr rasch zu überleben, so dass der jagdliche Erfolg auf zwei- bis dreijährige Bachen meist ausbleibt.

Die zur Strecke kommenden Frischlinge und Überläufer ( auf Grund des Sozialgefüges in den Rotten meist wieder Keiler, die abgeschlagen wurden) ergeben zwar jährlich beachtliche Strecken, sind jedoch im Reduktionsgeschehen wieder nur von untergeordneter Bedeutung.

Sicherlich ist das mit ein Grund, dass Sauen z. B. am Schneeberg in 1800 m Höhe zur Strecke kommen und, sollten sie dort massiver auftreten, den Beständen der Rauhfußhühner zusetzen werden.

Doch nicht nur der Mais und der Überhang an Bachen begünstigt die Vermehrung des Schwarzwildes. Als Folge der Luftbelastung durch Schadstoffe leiden unsere Wälder unter Dauerstress. Ein Zustand der sich unter anderem mit überreicher Fruktifikation dokumentiert. So tragen die Eichen und Buchen seit Beginn der neunziger Jahre alljährlich starke Mast. Gesunde, stressfreie Bäume hingegen bringen es nur alle vier bis sechs Jahre zu starker Mast. Den Sauen wird also nicht nur im Feld, sondern auch im Wald der Tisch reichlich gedeckt.

Die Annahme, Sauen benötigen große, weitreichende Wälder ohne nennenswerte Beunruhigung, muss nach neuesten Delemetrie-Erkenntnissen auch fallengelassen werden. Sauen sind wesentlich standorttreuer, als man bisher angenommen hat. Wenn sie einmal an Beunruhigungen gewöhnt sind lassen sie sich weitestgehend übergehen, ohne den Kessel zu verlassen. Selbst das näher kommende Hundegeläut bringt sie nicht immer hoch.

Sauen sind äußerst intelligent und können zwischen Freund und Feind ausgezeichnet unterscheiden. da sie auch nicht immer nur in Dickungen kesseln, haben sie die Aufstellung der Schützen oft schon beobachtet und registriert, bevor der erste Schuss fällt, zumal bei Riegeljagden fast immer nur Dickungen umstellt und ausgegangen werden. erwiesen ist, dass bei Riegeljagden nur 2% bis 3 % der jeweiligen Jahresstrecke erlegt wurden.

Die zweite gebräuchliche Jagdart auf Schwarzwild ist die Ansitzjagd. Außerhalb von Gattern und dort wo sie betrieben wird, erbringt sie 97% - 98% der Jahresstrecke vom Schwarzwildbestand. Ob diese 97 % jedoch fünf oder fünfzig Sauen sind, ist von einigen Faktoren abhängig.

Saupässe

Auf Grund der Nahrungssituation zieht das Schwarzwild ausgenommen im Jänner, nach Einbruch der Dämmerung, meist zwischen 19:45 Uhr und 1:30 Uhr vom Waldrevier in die Maisfelder, sind diese groß genug, verbleiben sie zuweilen gleich einige Tage dort. Dazu benützen dieselben Rotten immer dieselben Pässe. Bei Beunruhigung durch Schuss oder Witterung des Menschen werden lediglich für ca. eine Woche die Felder gewechselt. Hat ein Waldrevier keine Saupässe, wird der Jagderfolg nicht hoch sein, weil nur abgeschlagene Sauen zufällig anwechseln.

Suhlen und Malbäume

Sind in der Regel Schlammlöcher, wo die Sauen durch ausdauerndes Suhlen versuchen ihre Hautparasiten loszuwerden. An den in der Regel unmittelbar daneben stehenden Malbäumen, reiben sie in der Folge die Schwarte und setzen so Duftsignale für die Kommunikation untereinander. Suhlen und Malbäume sind unverzichtbar, will man Sauen im Revier halten oder wenigstens regelmäßig als Wechselwild antreffen.

Kirrungen

Unter Kirrung wird eine Anlockstelle in maximaler Entfernung von 60 Metern zu einem Hochsitz verstanden, wo Futter (meistens Mais, da am wirksamsten) ausgebracht wird um Sauen nicht nur anzulocken sondern auch in schussgerechter Entfernung wenigstens hinsichtlich ihrer Körpergröße im Vergleich zu anderen der Rotte als auch ihres vermeintlichen Gewichtes wegen, ansprechen zu können, um sie sodann zu erlegen.

Eine Kirrung soll sicher nicht eine Schwarzwildausspeisung sein, wo von Brot über Vanillekipferl und Schlachtrückständen massenweise verfüttert wird. Das ist nicht nur unwaidmännisch, es ist auf Dauer auch gesundheitsgefährdend für den Schwarzwildbestand.

Eine Kirrung für Schwarzwild sollte räumlich so angelegt sein, dass der Mond im Rücken des Ansitzenden ist (Mondschatten der Kanzel), dass die Kanzel auch bezogen werden kann, wenn die Sauen einmal schon da sind, dass das Kirrmaterial so ausgebracht werden kann, dass damit ein Auseinanderziehen der Rotte möglich ist ( nur so ist ein Wahlabschuss möglich), der Jäger jederzeit feststellen kann, ob die Kirrung von Sauen angenommen wurde ( Mais in Kisten abgedeckt und für anderes Schalenwild unerreichbar unterbringen) und die Entfernung zwischen Kirrplatz und Ansitzeinrichtung nicht zu groß und nicht zu klein ist.

Gekirrt wird mit geringen Mengen Mais, jedoch ist zu beachten, dass die Attraktivität der Kirrung sinkt, wenn nur die Leitbache in kürzester Zeit den vorhandenen Mais frisst und die anderen Rottenmitglieder leer ausgehen. Außerdem wird die Aufenthaltszeit einer Rotte zu gering sein um tatsächlich eine Abschussauswahl zu treffen.

Wenn nun diese vorgenannten Bedingungen den Habitat für Sauen attraktiver gemacht haben, warum kann man mehr als bisher erlegen ?

Nun Untersuchungen haben ergeben, dass vor der Installation solcher Kirrplätze bei 852 ausgewerteten Ansitzen, Schwarzwild 19 mal in Anblick kann und insgesamt 4 Sauen zur Strecke kamen. Also insgesamt 213 Ansitz je gestrecktem Stück Schwarzwild.

Nach der Einrichtung von insgesamt drei Kirrplätzen in der Nähe von Suhlen oder ständigen Saupässen wurden bei 65 Ansitzen 17 Beobachtungen verzeichnet und für die Erlegung einer Sau waren nur noch 9 Ansitze notwendig. Oder andersherum, vor der Errichtung erreichte der Jäger mit 24 Ansitzen nicht mehr als nach der Errichtung der Kirrstellen mit einem einzigen Ansitz.

Geht man davon aus, dass die Tendenz hält kann man hochrechnen dass bei 852 Ansitzen statt 4 Sauen im Minimum 50 Stücke ( 50% der Wahrscheinlichkeit ) zur Strecke kommen.

Wenn man hochrechnet, dass beim Riegeln (ausgenommen im Gatter) maximal zwei bis drei Sauen je Riegeljagd erlegt werden, müssten im Zeitraum von September bis Jänner ( 20 Wochen) 18 – 25 Riegeljagden durchgeführt werden. Das bedeutet jede Woche einen, manchmal auch zwei Riegeljagden.

Jeder passionierte und erfahrene Jäger weiß was das für ein Revier bedeutet, zumal in dieser Zeit auch noch der Abschuss von Gais und Kitz erfüllt werden muss.

Ich glaube damit hinreichend dargestellt zu haben, dass ein ' Sauriegler ' zwar ein jagdgesellschaftliches Ereignis darstellt, wenn aber aus Sicherheitsgründen die Gewichtsbeschränkung der Stücke auf max. 40 kg und auf braune und noch gestreifte Herbstfrischlinge beschränkt werden muss um keine führenden oder Leitbachen zu erlegen, dieser keine sinnvolle Maßnahme zur eingreifenden Reduzierung der Schwarzwildbestände ist.

Die nächste Frage die zu klären ist, wie reagieren Sauen auf den Schuss an der Kirrung ?

Nun alle Erfahrungen zeigen, dass dieselbe Rotte aus der ein Stück beschossen wurde, den Kirrplatz nur dann für mehrere Tage meidet ( 8 bis 14 Tage), wenn das beschossene Stück nicht im Feuer liegt, und eine Nachsuche stattfinden muss, oder wenn ein beschossener Frischling sehr klagt. Alles andere verhindert nicht, dass dieselbe Rotte am nächsten oder übernächsten Tag wieder an der Kirrung erscheint. Fremde Rotten haben überhaupt keine Einschränkung im Anwechseln gezeigt, es war sogar zu beobachten, dass ein Überläufer den vom Vortag schweißdurchtränkten Mais ohne Bedenken aufgenommen hat.

Damit ist schon ein nächster Punkt angesprochen worden. Gehört eine Kirrung einer Rotte. Nun auch hier haben Beobachtungen ergeben, dass es an Kirrungen Stammrotten gibt. Diese verteidigen die Kirrung zwar nicht und es kommen auch immer wieder andere Rotten oder einzelne Keiler an die jeweilige Kirrung, trotzdem ist die Stammrotte dort am Häufigsten anzutreffen. das bedeutet jedoch auch, dass eine einzelne Kirrung für Schwarzwild im Revier keinesfalls ausreichend ist. Allerdings ist nach oben eine Grenze gesetzt, ab der ein verstärkter Anlauf nicht mehr erreicht wird.

 

Ruheeinstände

Die ursprüngliche Meinung dass das Schwarzwild nur in unzugänglichen Dickungen seinen Einstand sucht, ist nur zum Teil richtig. Vielerorts kann man die Sauen auch in lockeren Einständen tagsüber im Kessel antreffen.

Der Grund dafür wird wohl im sehr schwachem Sehvermögen der Sauen liegen. So können Sie Beunruhigungen bereits im Ansatz erkennen und entweder eingekesselt bleiben oder hoch werden und flüchten.

Sind im Revier keine geeigneten Ruheeinstände vorhanden, ist das Schwarzwild immer nur als Wechselwild anzutreffen.

 

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Schuss- und Schusszeichen

Lebensweise: Bejagung: Schusszeichen: Nachsuche: Gebiß: Belauf: Ansprechen: Krankheiten: zurück:

Die klassischen Schusszeichen

SW20_Schusszeichen.gif

Blattschuss: das beschossene Stück steilt vorne hoch.

Tiefblattschuss: das beschossene Stück geht vorne tief weg.

Weichschuss: das beschossene Stück schlägt hinten aus und/oder krümmt den Rücken.

Laufschuss: das beschossene Stück knickt ein und schont bei Flucht sichtbar den getroffenen Lauf.

Krellschuss: das beschossene Stück bricht schlagartig zusammen.

Heute ist das alles ein wenig schwieriger, das Schalenwild zeichnet nicht so zuverlässig wie früher und nicht selten völlig atypisch.

Schuld daran hat die, Waffen- und Patronenindustrie, die ständig neue Kaliber und Geschosstypen auf den Markt bringt. Allerdings mit Teilmantel und TIG zeichnet Schalenwild in der Regel den Treffer wie vorher aufgelistet.

Bei der heutigen modernen Munition und der Auswahl des Jägers, möglichst eine passende Patrone für alles Schalenwild, das anwechseln könnte, bestehen bei zumindest 20 % des getroffenen Wildes (besonders des sauber getroffenen) zunächst Zweifel, ob der Schütze überhaupt gut abgekommen ist. Daraus resultiert die Pflicht, zu doppelt sauberen Verhalten vor und nach dem Schuss.

Mit einem Wort, das Schusszeichen ist auch nicht mehr das, was es einmal war.....

 

Der Schuss auf Schwarzwild

Auf einige Dinge muss der Jäger vor dem Schuss achten.

Im Schussbereich Entfernungen taxieren, optische Marken setzen ( z.B. bis zur Buche links, oder nicht über den Weg u.s.w.)

Sich über den eigenen Standort bei Schussabgabe bewusst sein, bzw. wenn nicht vom Schirm oder Hochsitz geschossen wurde, den Standort beim verbrechen.

(Wird nach dem Schuss meistens vergessen )

Umgebung des Wildes einprägen (einzelne Bäume, charakteristische Baumstümpfe oder sonstige Geländemarkierungen)

Schon vor Erscheinen des Wildes prüfen, wo Gräser und/oder Zweige in der Schussbahn sein könnten. Diese werden beim Blick durch die Zieloptik oft nicht wahrgenommen.

Erscheint Wild und bleibt es in Bewegung, immer eine günstige ' Schussgasse ' abwarten ( natürlich mit korrektem Kugelfang), entweder kurz vorher anvisieren und mitfahren, oder, langsam ziehendes Wild, ins Visier laufen lassen.

Körperhaltung des Wildes und exakten Standort beim Schuss einprägen.

Die gedrungene Körperform des Schwarzwildes scheint dem Jäger ein gutes Ziel zu bieten. Leider wird dieser Vorteil durch einige andere Umstände wieder weitestgehend aufgehoben. So befinden sich die lebenswichtigen Organe, vor allem das Herz, sehr tief unten im Körper. Durch die langen Dornfortsätze und die Federn entsteht aber eine beachtliche Widerristhöhe, die den Jäger oft verleitet, den Zielpunkt viel zu hoch anzusetzen. Da das Schwarzwild tief auf den Läufen steht und dadurch stark von der Vegetation verdeckt werden kann, ist die Gefahr von Hochschüssen groß.

Der Kopf, der fast ein Drittel der Körperlänge einnehmen kann, geht ohne deutlichen Hals in den Rumpf über.

Oft wird deshalb zu weit vorn angehalten, und unangenehme Kopfschüsse sind die Folge. Berücksichtigt man schließlich das meistens schwache Büchsenlicht und die Vorliebe des Schwarzwildes, auf dicht bewachsenen Standorten zu brechen, wird die relativ große Zahl schlechter Schüsse auf Schwarzwild erklärlich.

Zwar ist das Schwarzwild recht hart und heilt viele gefährlich aussehende Verletzungen bald aus, doch ist die Verlustquote durch Verenden oder Kümmern sicher hoch. Eine analysierte Strecke von 615 Stück Schwarzwild (BRIEDERNIANN, 1970) enthielt zu 4,5 % Sauen, die bereits mindestens eine alte Schussverletzung zeigten. Bei älteren Stücken betrug der Anteil sogar 10 %

Mögliche schwere Schussverletzungen sollten jeden Jäger veranlassen, vor der Schussabgabe das Stück richtig anzusprechen, vor allem sich über seine Stellung zu informieren, weidgerechte Schussentfernungen einzuhalten und den richtigen Haltepunkt zu wählen.

Vor allem aber ist darauf zu achten, nur auf möglichst breitstehende Sauen zu schießen. Bei schräg stehenden Stücken entstehen sehr oft Keulen- oder, weit unangenehmer, sehr hässliche Gebrechschüsse. Zur Orientierung über den günstigsten Haltepunkt folgen wir der Darstellung von HOFMANN (1980) über die Lage der tödlichen Zentren beim Schwarzwild

SW21_Trefferzonen.gif

Die dicke schwarze Umrandung kennzeichnet das gesamte eigentliche schusswirksame Gebiet. Die Abbildung zeigt, dass der oft empfohlene Schuss "mitten auf das Stück" in vielen Fällen die Gefahr von Weidwundschüssen in sich birgt. Sind Leber oder Nieren nicht in ausreichendem Maße erfasst, muss mit langen Nachsuchen gerechnet werden.

Man sieht gleichzeitig, dass durch die tiefe und durchgekrümmte Lage von Wirbelsäule und Rückenmark Krellschüsse im mittleren Bereich des Schwarzwildkörpers zu erwarten sind. Auffallend ist die tiefe und brustkernorientierte Lage des Herzens, das durch Vorderlaufknochen zusätzlich geschützt ist.

Schließlich ist die kleine tödliche Region im Kopfbereich beachtenswert. Der Schuss hinter die Teller muss diese Region genau treffen, andernfalls entstehen Krell-, Drossel- oder Gebrechschüsse. Er darf nur auf kurze Entfernung und von sicheren Schützen abgegeben werden.

Es ist am sichersten, den Zielstachel des Zielfernrohres beim breit und ruhig stehenden Stück so einzurichten, dass die Treffpunktlage etwas oberhalb des Ellenbogengelenkes zu erwarten ist. Sie sollte von unten und vom Stich her nicht weiter als ein Drittel in den Wildkörper hineinreichen. Bei diesem Haltepunkt ist auch der beim Flintenlaufgeschoss zulässige Streukreisdurchmesser von 15 bis 20 cm auf 50 m zu akzeptieren.

Beim Schuss auf das leicht spitz stehende Stück ist von vorn direkt unterhalb des Kopfes auf die vordere Blattpartie anzuhalten. Leicht spitz von hinten visiert man die Körpermitte etwa ein Drittel der Körperhöhe über der Bauchlinie an.

SW22_sopasstes.gif

 

Bei stärker spitz stehenden Sauen sollte auf jeden Fall eine bessere Stellung abgewartet werden.

 

Der Flüchtigschuss auf Schwarzwild

Flüchtige Sauen bewegen sich meist wie an einer Schnur gezogen vorwärts, so dass der Zielpunkt nicht so sehr, wie bei Hirsch und Reh, in der Höhe variiert. Doch kommt es auch hier auf das richtige Vorhaltemaß an. Unter der Voraussetzung richtigen Mitgehens sollte bei einer Schussentfernung von 50m nicht weiter als bis zur Kopfmitte vorgehalten werden.

Das Flüchtigschießen erfolgt wegen des besseren Gesichtsfeldes gewöhnlich über Kimme und Korn. In der Eile wird nicht selten zu viel Korn genommen, so dass Hochschüsse entstehen.

Die wichtigsten Ursachen für schlechte Schüsse sind im folgenden noch einmal zusammengestellt:

- Zu weite Schussentfernungen (vor allem mit dem Flintenlaufgeschoss) und ungenaue Entfernungsansprache, besonders bei schlechtem Licht und auf dem Felde. Dadurch entstehen viele Laufschüsse.

- Unsichere Lichtverhältnisse und teilweise verdeckt stehendes Wild, besonders im Getreide. Dadurch wird die Standrichtung oft falsch angesprochen und hinten und vom verwechselt. Es kommt zu Keulen- und Hinterlaufschüssen, aber auch zur Ablenkung oder Zerlegung der Kugel. Reicht das Licht auch nicht mehr zur genauen Zielansprache mit dem Zielfernrohr, kommt es auch zu Hauptschüssen.

- Mangelhaftes Flüchtigschießen. Bei der Besagung des Schwarzwildes auf Drück und Treibjagden wird von ungeübten Schützen oft nicht das richtige Vorhaltemaß angewandt. Dazu kommt, dass bei schlecht organisierten Jagden die Sauen zu flüchtig sind. Zu weites Vorhalten führt zu Haupt-, zu geringes zu Keulen und Hinterlaufschüssen.

 

Nachfolgend einige Betrachtungen zum Flüchtigschiessen.

  • Verwendete Waffe: Mannlich Schönauer
  • Zieloptik: Zeiss Wetzlar 4 x 42
  • Patrone: PROAMM 11,5 Gramm
    • V0 = 850 m;
    • V100 = 735 m;
    • GEE = 185 m;
    • 4 cm Hochschuss auf 100 m
Schussbild der Waffe auf 100 m

SW23_SchussbManlSchoen.gif

Beispiel 1:


Trefferlage bei gleichem Haltepunkt auf 60 m Entfernung

Abb.1 Keiler stehend 1. Treffer

SW24_KeilerMSchoen-60m.gif

Abb.2 Keiler im Troll 2. Treffer


SW25_1Keiler MSchoen-60m.gif

Abb.3 Keiler flüchtig 3. Treffer


SW26_2Keiler MSchoen-60m.gif

Abb.4  alle drei Treffer im Körper dargestellt

SW27_SchussbMSchoen-60m.gif


 

Beispiel 2:


Haltepunkte für gleiche Trefferlage auf 60 m Entfernung

Abb.5  Keiler im Troll SW28_HaltepunktKTroll.gif

Abb.6  Keiler flüchtig SW29_HaltepunktKfluechtig.gif

Abb.6  alle Treffer im Körper dargestellt

SW30_SchussbKfluechtig.gif

Die Auswirkung der Treffer auf eine eventuelle Nachsuche sehen Sie in der Tabelle ' Nachsuchen ' im nachfolgenden Punkt: Die Nachsuche

 



Schusszeichen
  • sind beim Schwarzwild auch unter günstigen Lichtverhältnissen schwer zu erkennen.
  • Nicht immer kommt es zum Zusammenbrechen und Verenden direkt nach dem Quittieren des Schusses. Am ehesten ist dies noch bei geringen Sauen, vor allem Frischlingen, bei guten Herzschüssen möglich. Auch ein Durchtrennen des Rückenmarkstranges hat ein solches Schusszeichen zur Folge.
  • Doch ebenso kann ein plötzliches Zusammenbrechen auch ein schlechtes Zeichen sein, zumal dann, wenn das Stück heftig schlegelt oder nach kurzer Zeit wieder hochzuwerfen versucht. In diesen Fällen kann es sich um einen Krellschuss handeln, der durch eine Schlageinwirkung auf das Rückenmark einen Schockzustand hervorgerufen hat. Nach Abklingen des Schockes bleibt vielleicht nur eine Wildbretwunde im Bereich der Dornfortsätze zurück, und das Stück geht dem Jäger verloren.
  • Deshalb ist es angebracht, im Falle eines schlagartigen Zusammenbrechens nach dem Schuss das Stück aufmerksam zu beobachten, und bei dessen erstem Versuch, aufzustehen und sich zu entfernen, einen Fangschuss anzutragen. Doch sind diese Fälle selten.
  • Gewöhnlich ruckt das Stück auch bei guten Schüssen nur fast unmerklich zusammen und setzt seine Bewegung beschleunigt fort, falls es im Ziehen begriffen war, oder flüchtet in einer Weise, die auch durch den Knall oder die in der Nähe eingeschlagene Kugel als Schreckreaktion verständlich wäre.
  • Dennoch gibt es bei genauer Beobachtung manchen Hinweis. Während schwer getroffene Sauen oft stur in die Richtung flüchten, die sie eben innehatten oder die ihrer Standrichtung entspricht, versucht die nur erschreckte Sau, möglichst schnell die nächste Deckung zu erreichen.
  • Verwundete Sauen bleiben oft hinter der Rotte zurück, schlagen eventuell eine andere Fluchtrichtung ein oder beginnen nach 50 bis 100 m geradliniger Flucht plötzlich einen Bogen zu schlagen, um sich irgendwo einzuschieben.
  • Ist die erkrankte Sau rasch in der nächsten Dickung verschwunden, aber noch in der Nähe ins Wundbett gegangen, hört man sie gelegentlich schlegeln oder im Gezweig brechen.
  • Weidwundschüsse geben sehr wenig Schusszeichen her. Kann man das beschossene Stück noch eine Zeit nach dem Schuss beobachten, bemerkt man vielleicht, dass die Fortbewegung zunehmend verkrampft und schwerfällig wirkt. Das ansonsten nicht weiter beunruhigte Stück wird sich bald ein Wundbett, wenn möglich, in Nähe einer Suhle, suchen.
  • Tiefe Laufschüsse lassen ein Einknicken des betreffenden Laufes, eine dadurch behinderte Fortbewegung und eventuell ein Schlegeln des Laufes erwarten. Geringe Sauen lassen bei Erhalt eines schmerzhaften Knochenschusses manchmal ein langanhaltendes Klagen hören, während stärkere Sauen gewöhnlich auch schwere Verletzungen schweigend ertragen.
  • Kopf- und Gebrechschüsse veranlassen zu lebhaftem Schütteln des Hauptes, Wetzen mit dem Gebrech und zu torkelnder Flucht, wobei nicht selten natürliche Hindernisse, wie Bäume, angeflüchtet werden. Bei solchen Zeichen versäume man auf keinen Fall, nach Möglichkeit noch einen weiteren Schuss anzutragen, denn das vor Schmerz rasende Stück geht kilometerweit, ohne zur Ruhe zu kommen.
  • Wie bei jedem Schuss auf Schalenwild kann dem Schützen nur geraten werden, sich den Ort genauestens einzuprägen, an dem die geflüchtete Sau die Kugel erhalten haben müsste. Dazu dienen auffällige Büsche, Steine, Baumkronen in der verlängerten Richtung und andere Merkmale.
  • Die sorgfältige Untersuchung dieses Ortes gibt wichtige Merkmale für eine notwendige Nachsuche. Nach einer Besinnungspause von etwa einer Viertelstunde, die sowohl dem Jäger als auch dem Wilde zur Beruhigung dient, wird der Anschuss aufgesucht. Das erfolgt auch dann, wenn man ziemlich sicher ist, nicht getroffen zu haben.
  • Ist die Dunkelheit schon zu weit vorangeschritten, kann die erste Untersuchung des Anschusses auch mit Hilfe einer Taschenlampe vorgenommen werden. Zunächst kommt es darauf an, die durch die Fährte oder tiefe Eingriffe belegte genaue Position des Stückes zu ermitteln. Befand es sich innerhalb einer Rotte, ist dies nicht immer einfach. Bei einer ziehenden Rotte wird man den Schnittpunkt der eingeprägten Schussrichtung mit der Rottenfährte annehmen müssen. Mit Ausnahme des Frühsommers, wenn das Winterkleid abgeworfen ist, und die neuen Borsten noch sehr kurz sind, müssen Schnittborsten zu finden sein; z. T. aber nur auf der Einschussseite, weil bei feisten starken Sauen mitunter kein Ausschuss vorhanden ist.
  • Schnittborsten geben zunächst lediglich an, dass das Stück getroffen wurde. Die Trefferlage lässt sich beim Schwarzwild schlechter ablesen. Kurze, dünne Borsten mit ungeteilter oder wenig Spitze stammen von den Läufen oder vom Haupt. Sind sie dagegen sehr lang und stark und weisen eine aufgefaserte Spitze auf, liegt der Verdacht nahe, dass der Schuss in der Nähe der Rückenlinie (Federn!) sitzen könnte. Befindet sich viel stark gekräuselte, helle Unterwolle am Anschuss, wird mit einem tiefsitzenden Schuss zu rechnen sein, Am Anschuss befindliche Knochensplitter können weitere wichtige Hinweise geben. Schließlich wird man aber vor allen Dingen nach Schweiß suchen. Dabei ist zu beachten, dass Sauen bei guten Schüssen oft erst ein ganzes Stück hinter dem Anschuss zu schweißen beginnen. Hat das Stück viel Weiß, können Ein- und Ausschuss verstopft sein, so dass aus dem Fehlen von Schweiß allein zunächst noch nicht auf einen Fehlschuss geschlossen werden kann.
  • Reichlich vorhanden ist gewöhnlich schaumiger, hellroter Lungenschweiß, der oft auch aus dem Gebrech ausgehustet wird.
  • Reichlich roter Wildbretschweiß muss dagegen nicht unbedingt als ein gutes Zeichen gelten, da die aufgerissenen Adern nach kurzer Zeit verkleben können, die Schweißabgabe eingestellt wird und das Stück mit relativ leichter Verletzung nicht zur Strecke kommt.
  • Herzschweiß hat ein ähnliches Aussehen, ist oft mit Lungenschweiß gemischt und wird meist reichlich gefunden.
  • Leberschweiß ist dunkler und oft mit Lungenschweiß oder mit Anzeichen von Weidwundschüssen gemischt. Letztere geben manchmal wenig Schweiß ab, weil die Schusskanäle mit Weißem und Gescheide zugesetzt werden. Doch findet man in der Regel wässrigen Schweiß mit Gescheideteilen und Gescheideinhalt, kenntlich am charakteristischen Geruch. Immerhin wird sich dieses Schusszeichen nur in seltenen Fällen und zwar bei schwachen Stücken, am Anschuss befinden.
  • Gebrechschüsse hinterlassen mit Schleim und Knochen- bzw. Zahnsplittern vermengten Schweiß.
  • Der Anschuss muss vom Schützen in jedem Falle sorgfältig verbrochen werden, unabhängig davon, ob die Nachsuche sofort aufgenommen wird oder nicht. Sehr oft kann ein Zurückgreifen zum Anschuss notwendig sein. Bei verändertem Licht und verstrichener Zeit ist es oft fast unmöglich, die anscheinend so deutliche Stelle wiederzufinden.
  • Über den Anschuss hinaus geht man in jedem Falle nur dann, wenn das Stück in Sichtweite verendet ist.
  • In jeder anderen Situation heißt es: abwarten und den Hund holen.  

Tabelle Körpertreffer
Die nachstehende Tabelle veranschaulicht die durchschnittliche statistische Häufigkeit des Abkommens nach Schuss auf Schwarzwild. Die Aufzeichnungen sind das Ergebniss nach Nachsuchen von 550 zustandegebrachten Sauen.
Allerdings ist zu beachten, dass bei den weniger tödlichen Schüssen, ( Lauf- Krell- Gebrechschuss ect.) auch weniger beschossene Sauen zustande gebracht werden.


Unmittelbar nach dem Schuss

manche Jäger werden von der Schussabgabe psychisch so belastet, dass sie weder auf Schusszeichen noch auf sonstige Hinweise achten. Trotzdem sollte sich jeder Jäger bemühen, folgende Reaktionen zu erkennen und gedanklich festzuhalten:

War ein Kugelschlag zu hören, wenn ja, wie klang er ?

Hat das beschossene Wild gezeichnet, wenn ja, wie ?

Automatisch repetieren und dabei das Wild im Auge behalten !

Wie reagieren andere, im Schuss dabeistehende oder ziehende/ flüchtende Stücke ?

Darauf achten, wo das Wild aus dem Gesichtsfeld verschwindet !

Ist nach dem Verschwinden des beschossenen Stückes noch etwas zu hören ?

Falls möglich, beobachten ob begleitende Stücke allein weiterflüchten !

Jetzt nochmals vergewissern, wo das Wild bei Schussabgabe stand !

Brach das Wild blitzartig zusammen, immer mit Krellschuss rechnen und nach den Repetieren mit dem Lauf draufbleiben !

Knickt Wild ein und wird wieder Hoch sofort nachschießen (meist Laufschuss ) !

Bleibt Wild nach dem Schuss steif stehen und streckt eventuell den Träger vor, ebenfalls sofort schießen. Es könnte ein Streifschuss am Kopf oder ein Kieferschuss sein. Beim Nachschießen mit freiem Auge prüfen ob die Schussbahn frei ist !

Wenn nicht vom Hochsitz oder Schirm geschossen wurde, Standort vor verlassen verbrechen.

zurück:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachsuche

Lebensweise: Bejagung: Schusszeichen: Nachsuche: Gebiß: Belauf: Ansprechen: Krankheiten: zurück:

 

Grundsätzlich: ' immer !!! .... und solange der Hund will und der Führer kann. '

Grundsätzlich wird immer dann nachgesucht, wenn weder das Stück am Anschuss oder in Sichtweite davon liegt, noch das Geschoss gefunden wird und auf Grund der Umstände zwingend geschlossen werden muss, dass das Stück sicher nicht getroffen wurde.

Die Tatsache, dass die Stelle auf der das Wild im Moment des Schusses stand, mit absoluter Sicherheit bestimmbar ist, aber trotzt optimaler Bedingungen keinerlei Pirschzeichen wie Schweiß, Schnitthaare, Panseninhalt oder Knochensplitter zu finden sind, ist überhaupt kein Beweis dafür, dass das Stück gefehlt worden ist. Auch wenn das beschossene Stück im unberührten Schnee gestanden hat, muss am Anschuss noch lange nichts zu finden sein.

Schnitthaare können vom Wind verweht oder vom Sog des Geschosses mitgerissen worden sein, Einschüsse können von der Schwarte verschlossen werden, Ausschuss muss keiner vorhanden sein.

Fazit: etwa 20% aller Nachsuchen die trotzt der Annahme eines Fehlschusses durchgeführt wurden, endeten erfolgreich und das Stück wurde zustande gebracht.

Es empfiehlt sich mit dem Beginn der Nachsuche etwa 2 Stunden abzuwarten, um dem Stück Gelegenheit zu geben, krank zu werden und sich in ein Wundbett einzuschieben. Zu zeitig aufgemüdete Sauen ziehen oft kilometerweit und sind nur unter Mühen, oder gar nicht zu bekommen.

Ausnahmen:

Ein sofortiger Beginn der Nachsuche setzt voraus, dass man sicher sein kann, das Stück in kurzer Entfernung vom Anschuss ( max. 100 m) verendet zu finden.

Wenn es darum geht, bei schwierigen Schüssen, die eine lange Nachsuche befürchten lassen, noch vor Einbruch der Nacht über Flächen hinweg zu suchen, auf denen am nächsten Morgen kein Vorwärtskommen mehr wäre.

Zu jeder Nachsuche gehört ein auf Schweiß zuverlässiger, leistungsgeprüfter Jagdhund. Der Versuch, zunächst allein der Fährte zu folgen und zum Stück zu finden, mag in vielen Fällen Erfolg versprechen, führt jedoch gerade bei schwierigen Schüssen dazu, dass wertvolle Zeit verstreicht, das beunruhigte kranke Stück weiter zieht und sich ein später doch hinzugezogener Hund kaum noch durch das Fährtengewirr hindurch finden kann.

Schwierig ist die Entscheidung oft bei Schüssen an warmen Sommerabenden. Dem Wunsche, das Stück krank werden zu lassen und in den frühen Morgenstunden nachzusuchen, steht die Befürchtung gegenüber, dass es in nächster Nähe schon verendet liegen und bis zum Morgen verhitzt sein könnte.

Hier ist der Jäger auf sein eigenes Verantwortungsbewusstsein angewiesen. Ist er sich des Sitzes seiner Kugel und ihrer Wirkung auf das Wild sicher, wird diese Einschätzung am Anschuss bestärkt und hat er einen geeigneten Hund bei sich, mag er vorsichtig der Fährte folgen - mindestens bis zur nächsten Dickung.

Ein Eindringen in diese sollte jedoch bei Dunkelheit auf jeden Fall unterbleiben, es sei denn, man hörte das Stück unmittelbar am Dickungsrand verenden.

Unbedingt verwerflich ist ein Schnallen des Hundes vor der Dickung, in der Hoffnung, dass er das verendete Stück finden und verweisen oder verbellen würde. Niemand könnte ihm bei Dunkelheit zu Hilfe eilen, ohne ihn und sich selbst in Gefahr zu bringen, wenn er die kranke Sau stellt.

Wer an einem so warmen Sommerabend Schwarzwild beschießt, nimmt das Risiko auf sich, im Falle eines schlechten Schusses das Stück zu verlieren.

Bei Nachsuchen auf das schussharte Schwarzwild muss man gerüstet sein, recht langen Wundfährten zu folgen, die schließlich eine Hetze erfordern, und die mit dem lauten Stellen des kranken Stückes und dem Fangschuss enden.

Das stellt bestimmte Anforderungen sowohl an die nachsuchenden Jäger als auch an den Hund.

Eine Analyse über Nachsuchenergebnisse: von 1.190 erfassten Nachsuchen wurden 550 auf Schwarzwild absolviert

Dabei wurden folgende Ergebnisse registriert:

- Weidwundschüsse bedingten mit 40 % den Hauptteil der Nachsuchen.

- es folgen Blattschüsse mit 29 % und

- Laufschüsse mit 14 %.

- noch recht häufig. Leberschüsse mit 9 %

- und in 5 % der Fälle wurden Keulenschüsse angetragen

- mit insgesamt nur 4 % waren andere erfolgreiche Nachsuchen vergleichsweise unbedeutend; sie beliefen sich (unter Angabe der absoluten Zahlen) auf Hohl- (6), Krell- (5), Gebrech- (4), Hals- (2), Wildbret- (2), Stich- (2) und Kurzwildbretschüsse (1)

- Dabei bezieht sich der Begriff "Weidwundschuss" hier auf Verletzungen von Magen, Darmtrakt, Nieren, Milz und inneren Genitalorganen (Großes und kleines Gescheide), während unter Blattschüssen der Herz- und Lungenbereich verstanden wird.

- Bei den Laufschüssen wurden Vorder- und Hinterlaufschüsse zusammengefasst.

- Blattschüsse bedingten, wie erwartet, mit durchschnittlich 190m die kürzesten Nachsuchen.

- Etwa 80% der Nachsuchen führten im Bereich bis 450 m zum Erfolg.

- Bei 17% gingen die beschossenen Stücke über 250 bis 1.000m weit.

- In 4 % der Fälle war eine Hetze erforderlich.

- Bei Weidwundschüssen betrug die Länge mit 487 m mehr als das Doppelte derjenigen von Blattschüssen,

Die Differenz ist hochsignifikant, die Streubreite der Einzelfälle jedoch groß.

- Nur 39 % wurden in Entfernungen bis 250 in aufgefunden, und noch 8 % führten über 1000 hinaus, bis in Entfernungen von 4 km.

- In 16 % der Fälle war eine Hetze erforderlich.

- Leberschüsse nehmen eine Mittelstellung zwischen Blatt- und Weidwundschüssen ein. Zwei Drittel aller Stücken lagen zwar in einer Entfernung von unter 250m, doch noch 6 % gingen auch über 1000 in (bis 2,5 km) hinaus, und 4% erforderten eine Hetze, Die Durchschnittslänge betrug 348 m.

- Zu sehr schwierigen Nachsuchen führen Keulenschüsse. Hier gingen die beschossenen Stücke im Durchschnitt fast 1000 in weit (987 m) und erforderten in 96 % aller Fälle eine Hetze mit Stellen bzw. Binden des Stückes.

- Ebenfalls sehr schwierig sind laufkranke Sauen zu bekommen. Derartige Nachsuchen führten durchschnittlich 900 m weit, waren in 26 % der Fälle über 1 km lang (bis 4km) und erforderten zu 88 % eine Hetze.

Nur 15 % der laufkranken Sauen waren in Entfernungen unter 250 m zu bekommen.

- Relativ selten, aber zu weiten Nachsuchen führend, sind Krellschüsse (1.425 m), Gebrechschüsse (1.313 m) sowie Hohlschüsse, die als sehr hohe Blattschüsse zu verstehen sind (983 m). Die hohen Anforderungen, die hier an Führer und Hund gestellt werden, lassen schließen, dass eine Vielzahl so beschossener Stücke nicht zur Strecke kommt.

Nachstehend eine statistische Zusammenfassung der Aussagen

SW32_TabNachsuche.gif

Es sollte klar sein, dass die Länge der Nachsuche wesentlich vom konkreten Sitz des Schusses, dem verwendeten Geschoss und der Wirkung im Wildkörper abhängt. Informationen dazu lesen Sie im Kapitel Schuss- und Schusszeichen

Bei 27 % aller Arbeiten wurde eine Hetze erforderlich. Während bei Blatt- und Weidwundschüssen in erster Linie der Sitz des Geschosses, die Art des Geschosses und der Zeitfaktor eine besondere Rolle spielen, war bei Keulenschüssen in 96 % und bei Laufschüssen bei allen Wildarten bei 90 bis 100% eine Hetze notwendig.

Lange Riemenarbeit und anschließende Hetze sind oft gepaart. Das erfordert einen Hund zu führen, der von der Veranlagung, aber auch durch ständiges Training in der Lage ist, hohen konditionellen Ansprüchen zu genügen. Im übrigen betrug die Stehzeit der Fährten in etwa 50 % der Fälle 2 bis 10 Stunden, bei einem Drittel über 10 Stunden, also übernächtig.

Für die Riemenarbeit eignen sich alle Jagdhunde, die auf einer Schweißprüfung unter Beweis gestellt haben, dass sie Mindestanforderungen an Nasenleistung und Fährtenwillen genügen und die ein Mindestmaß an Erfahrung besitzen. Aus dem Vorgeschriebenen ergibt sich, dass die Fähigkeiten des Hundes mit dem voraussichtlichen Schwierigkeitsgrad der Arbeit annähernd übereinstimmen sollten, d. h., z. B. keine noch praktisch unerfahrenen Junghunde auf schwierige Laufschüsse angesetzt werden sollten.

Es gibt Hunde, die aus unterschiedlichen Gründen eine Abneigung gegen das Schwarzwild entwickeln, während sie Wundfährten anderen Schalenwildes passioniert arbeiten. Schon die Riemenarbeit vollziehen sie lustlos, und geschnallt sind sie vollends unverlässlich.

Es versteht sich von selbst, dass solche Hunde nicht bei Schwarzwild zum Einsatz kommen dürfen. Wird nach der Riemenarbeit noch eine Hetze erforderlich, wachsen die Schwierigkeiten für den Hund und den Schützen beträchtlich.

Zunächst gilt auch beim Schwarzwild, dass erst am warmen Wundbett geschnallt werden darf. Dann aber erfordert es einen Hund, der einerseits schnell genug ist, dem Stück auch im schwierigen Gelände, wie Bruch- und Schilfpartien oder Maisschläge zu folgen und es zum Stellen zu veranlassen, andererseits gewandt und vorsichtig genug, der angreifenden Sau auszuweichen und nicht selbst Opfer der Nachsuche zu werden. Daher bewähren sich für diese Aufgabe mittelgroße, nicht zu schwere, genügend schneidige und mit lockerem Hals versehene Rassen, wie Dachsbracken, Wachtel, Spaniel und Jagdterrier wohl am besten. Teckel, vor denen sich die Sauen leichter stellen, kommen in schwierigem Gelände oft nicht nach, während große Rassen häufig zu schneidig sind, zu packen versuchen und dabei schwere Wunden davontragen können.

Hat sich das Stück vor dem Hunde gestellt, gilt es, sich vorsichtig unter Wind zu nähern und sich genau zu vergewissern, wo sich Sau und Hund befinden. Dann ist eine Gelegenheit abzuwarten, auf möglichst kurze Entfernung mit dem Flintenlaufgeschoss den Fangschuss anzutragen. Diese Aufgabe kommt nur einem Jäger, nämlich dem Hundeführer, zu. Es ist unzulässig, dass sich mehrere Personen in der Dickung befinden und den Fangschuss anzubringen versuchen. Da ein Gelingen des Vorhabens wesentlich von der Mitwirkung des Hundes abhängt, dieser aber nur im Zusammenspiel mit seinem Herrn richtig arbeiten wird, kann kein anderer diese verantwortungsvolle und nicht ungefährliche Aufgabe übernehmen.

Gelingt es dem Hund nicht, die Sau zu stellen, oder steht kein geeigneter Hund für die Hatz zur Verfügung, bleibt nur, die Sau in einer Dickung einzukreisen, diese mit Schützen in der vermutlichen Fluchtrichtung abzustellen und dann mit dem Hunde der Wundfährte so lange zu folgen, bis das Stück die Dickung verlässt und zur Strecke kommt. Nähere Einzelheiten über die Schweißarbeit müssen Spezialwerken vorbehalten bleiben. Die Verwendung eines ausreichend langen Schweißriemens, das Verbrechen aufgefundener Schweißspritzer und ähnliche Grundsätze gelten natürlich auch hier. Es sollten lediglich einige Besonderheiten bei Nachsuchen auf Schwarzwild hervorgehoben werden.

In diesem Zusammenhang ist es wohl angebracht, etwas über annehmendes Schwarzwild zu sagen. Wenn man alten Quellen Glauben schenkt, waren in früheren Zeiten die Sauen wesentlich angriffslustiger als heute. Das mag durchaus stimmen, denn erst die Fernwirkung der Schusswaffe wird dem selbstbewussten, grimmigen Schwarzwild den Schneid abgekauft haben.

den Schneid ziemlich abgekauft haben. Wehrlosen, lärmenden Bauern gegenüber, die ihre Felder schützen wollten, bei Jägern mit Sauspießen und kläffenden Hunden werden sich an Wolf und Bär gewohnte stärkere Sauen sicher oft zur Wehr gesetzt haben. Die geringe Bevölkerungsdichte bot überdies wenig Möglichkeiten für gute oder böse Kontakte mit dem Menschen.

Unsere heutigen Sauen entwickeln eine geringere Angriffslust, denn im Vergleich zu den Strecken und Beständen sind die belegten Fälle sehr selten. Dennoch kommt es immer wieder vor und muss unbedingt damit gerechnet werden. Gesundes Schwarzwild nimmt ungereizt nicht an. Glaubt allerdings eine Bache ihre noch kleinen Frischlinge in Gefahr und gelingt es ihr nicht, sie ungefährdet wegzuführen und den Störenfried durch drohendes Blasen zu vertreiben, können Scheinüberfälle, aber auch ernstgemeinte Angriffe erfolgen.

Ein Angriff wird vor allem durch das Klagegeschrei eines Frischlings ausgelöst. Schon aus diesem Grunde ist es nicht ratsam, sich drückende, scheinbar verlassene Frischlinge mitnehmen zu wollen.

Häufiger sind Angriffe krankgeschossener Sauen. Stürmt eine auf kurze Entfernung beschossene Sau auf den Schützen oder einen Treiber zu, geht es gewöhnlich um keinen Angriff, sondern um ein Zusammentreffen auf dem Fluchtweg. Das Stück hält sich nicht auf, schlägt höchstens im Vorbeigehen zu und setzt die Flucht fort.

Dennoch kann auch diese kurze Begegnung höchst schmerzhafte Folgen haben, abgesehen davon, dass schwer gereizte Stücke auch dann einmal ernsthaft annehmen können.

Die meisten Unfälle durch annehmendes Schwarzwild geschehen auf Nachsuchen. Die im Wundbett steckende Sau fährt aus demselben, überrollt den Hund und greift den nachfolgenden Jäger an.

Solche Angriffe sind bitter ernst gemeint, und die wutschäumende Sau trachtet danach, sich ihres Verfolgers gründlich zu entledigen.

Derartige Situationen sind in Dickungen oder Schilfkomplexen, die dem Jäger wenig Übersicht und Bewegungsfreiheit lassen, nicht zu unterschätzen und immer einzukalkulieren.

Deshalb ist es notwendig, den Sauen nach dem Schuss genügend Zeit zu geben, richtig krank zu werden, oder im Wundbett zu verenden.

In unübersichtlichem Gelände ist die Waffe schussbereit und ohne Zielfernrohr zu führen.

Bei der Nachsuche auf stärkere Sauen empfiehlt es sich, neben dem Hundeführer einen Begleitschützen mitgehen zu lassen.

In den letzten Jahren hat es sich leider eingebürgert, Schwarzwild zahm aufzuziehen oder in der Freiheit handzahm zu füttern. Auch hier liegen Gefahren für den Menschen verborgen, weil die Sauen dadurch ihre natürliche Scheu verlieren. Sie können sich das Futter energisch fordern, aber auch in der Rauschzeit oder bei Anwesenheit von Frischlingen im Menschen einen Konkurrenten sehen.

Ihre Stimmung wechselt rasch, aber auch nicht ernstgemeinte, unter Sauen übliche Seitenhiebe können schwer verletzen. Deshalb ist von solchen Kontakten dringend abzuraten

 

Wettereinflüsse auf Nachsuchen.

Haüfig drängt der Schütze den Hundeführer, der unsicheren Witterung wegen zu sofortiger und verfrühter Nachsuche. Dazu folgende Klarstellung:

Kein Grund zur Panik, wenn es anfängt zu schneien und erst am nächsten Morgen nachgesucht werden kann, Schnee konserviert Schweiß und Witterung. Schwierig wird es für den Hund erst, wenn wesentlich mehr als 10 cm Neuschnee fallen. Allerdings zeigen sich bei überschneiten Wundfährten nicht selten die Hundeführer verunsichert, weil es ihnen an Kontrollmöglichkeiten fehlt. Dies ist jedoch keine besondere Erschwernis, sondern nur mangelndes Vertrauen zum Hund.

Auch leichter Nieselregen stellt kein unüberwindbares Hindernis für die Hundenase dar, wohl aber anhaltende schwere Regengüsse. Inwieweit der Regen der Regen den Erfolg der Nachsuche in Frage stellt hängt jedoch sicher von der Art des Schusses ab. Deshalb empfiehlt es sich, das Abkommen des Schußes möglichst korrekt einzuschätzen und keine optimistischen Prognosen abzugeben. Wenn Pirschzeichen vorhanden sind, erübrigt sich dies ohnehin.

Einfache Schüsse, also solche bei denen Schweiß und/oder Panseninhalt austritt,(auch in sehr kleinen Mengen) und die im Bereich von 500 m liegen sind für einen erfahrenen und ruhig arbeitenden Hund auch dann kein unüberwindlicches Hindernis, wenn es eine Nacht heftig durchregnet !

Die Hundenase ist von einer, von uns nicht nachvollziehbaren Feinheit. Viel schwerer wird es bei strengem Frost. Daher im Winter nicht gleich in aller Frühe nachsuchen, sonder lieber warten, bis die Temparatur etwas steigt.

Auch Trockenheit und Hitze erschweren eine Nachsuche in der Regel mehr als mäßiger Regen oder Schneefall, was aber im Herbst und Winter keine Rolle spielt.

 

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Der Autor nach erfolgreicher Nachsuche.

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Gebiss

Lebensweise: Bejagung: Schusszeichen: Nachsuche: Gebiß: Belauf: Ansprechen: Krankheiten: zurück:

 

Das Gebiss der Sauen

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Die Gesamtheit der Zähne eines Organismus wird als Gebiss bezeichnet. Die Zähne sind durch Einkeilung in den Zahnfächern des Ober- und Unterkiefers befestigt. Sie sind die härtesten Gebilde des Körpers und bestehen aus drei verschiedenen Substanzen.

Das Zahnbein, Dentin, bildet die Hauptsubstanz. Sie umschließt im Inneren die Pulpahöhle, die mit Gefäßen, Nerven und Bindegewebe ausgefüllt ist.

Der Zahnschmelz überzieht das Zahnbein in einer dünnen Schicht auf dem freiliegenden Teil des Zahnes, der Krone. Im Wurzelbereich wird er vom Zahnzement abgelöst, das echtes Knochengewebe darstellt.

Die Hauptaufgabe des Gebisses besteht darin, Nahrungsbestandteile zu erfassen, schneidend oder scherend abzutrennen und durch mahlende Bewegungen so zu zerkleinern, dass sie leicht abgeschluckt und von den Verdauungssäften aufgeschlossen werden können.

Das Gebiss wird auch bei innerartlichen Auseinandersetzungen, bei Verteidigung und Angriff, eingesetzt und dient zum Beißen oder Schlagen.

Im Sozialverhalten dienen Keilerwaffen als Imponierorgane. Sie können an Malbäumen zur Demonstration der Stärke ihres Trägers eingesetzt werden, indem mit ihnen Rindenverletzungen angebracht werden, die die Körpergröße des Keilers anderen Artgenossen kundtun (MEYNHARDT, 1980).

Durch Aufeinanderschlagen der Zahnreihen (Wetzen) werden in der Rauschzeit Drohgeräusche erzeugt. Der dabei zu Schaum geschlagene Speichel, der einen intensiven Individualgeruch enthält, kennzeichnet olfaktorisch Anwesenheit und Besitzergreifung.

Man unterscheidet Milch- und Dauerzähne.

Die Milchzähne sind entweder schon bei der Geburt vorhanden oder treten in den nachfolgenden Monaten hervor. Sie sind schwächer gebaut als das nachfolgende Dauergebiss, das die Milchzähne durch Druck zum Ausfall bringt.

Für einen Teil des Dauergebisses gibt es keine Milchzahnvorläufer, so dass die Zahl der Dauerzähne größer als die der Milchzähne ist.

Sowohl im Milch- als auch im Dauergebiss werden mehrere Zahnarten unterschieden.

Im äußeren, vorderen Teil des Schädels befinden sich die Schneidezähne, ihnen schließen sich unmittelbar die Eckzähne Gewehre oder Haken an. Durch ein Diastema getrennt, folgt dann die Reihe der Backenzähne, die ihrerseits in Prämolaren und Molaren unterteilt werden; je nachdem, ob sie Vorläufer im Milchgebiss haben oder, wie die Molaren, erst im Dauergebiss erscheinen (Abb. 1 und 2).

Das Wildschwein gehört zu denjenigen Tierformen, die sich das ursprüngliche Säugergebiss mit 44 Zähne bewahrt haben. Es hat folgende Gebissformeln:

Das Milchgebiss:

mit der Zahnformel: 3i lc 3p = 28

SW35_Milchgebiss.gif

Das Dauergebiss;

mit der Zahnformel: 3I IC 4P 3M = 44.

 SW36_Dauergebiss

In diesen Formeln wird jeweils eine Gebisshälfte angegeben, und die Bezeichnungen über dem Strich betreffen den Ober-, die darunter den Unterkiefer. Die Zahnarten sind mit ihren Anfangsbuchstaben bezeichnet (Incisivi, Canini, Prämolares, Molares), dabei wird das Milchgebiss klein, das Dauergebiss groß geschrieben. Die Zahlen geben die Anzahl der Zähne der jeweiligen Zahnart auf einer Schädelseite an.

Ist die hohe Anzahl der Zähne ein ursprüngliches Kennzeichen, kommt der hohe Spezialisierungsgrad des Wildschweines beim Bau der Zähne zum Ausdruck.

Die Schneidezähne des Wildschweines sind einhöckerig und einwurzelig. Die mittleren vier des Dauergebisses erreichen im Unterkiefer eine beträchtliche Länge (bis 7 cm) und befinden sich zu etwa zwei Dritteln im massiven Unterkieferknochen, wodurch sie eine unerhörte Stabilität erlangen. Die seitlich von ihnen befindlichen 3. Schneidezähne sind dagegen relativ kurz, verlängern besonders infolge ihrer schrägen Stellung die Schneide der Front.

Die Schneidezähne des Oberkiefers sind weitgehend anders gebaut. Die inneren vier sind wesentlich kürzer als die unteren und mit ihren breiten Kronen nach innen gedreht. Dadurch greifen sie mit den unteren Schneidezähnen flachzangenähnlich zusammen. Die dritten Schneidezähne des Oberkiefers sind, auch im Dauergebiss, nur stiftförmig und funktionell ziemlich unbedeutend.

Die Eckzähne, bekannt als das Gewaff des Keilers und als Haken der Bachen, sind vielleicht das bekannteste Charakteristikum der Art. Die unteren Eckzähne des Keilers, die Gewehre, können eine Länge von fast 30 cm, bei starken Keilern jedoch mindestens 20 cm erreichen, von der aber selten mehr als 10 cm aus dem Kiefer ragen. Ihr Hauptteil befindet sich in einem großen Zahnfach, in dem sie bis in die Höhe des 2. Molaren zurückreichen. Sie sind in ihrer Länge halbkreisförmig und haben einen annähernd dreieckigen Querschnitt. Ihre breiteste Seite (die mehr als 30 mm Breite erreichen kann), befindet sich zunächst auf der inneren Seite des Unterkiefers und wird durch die Drehung außerhalb des Schädels nach vorn, in Blickrichtung, postiert. Diese Seite weist einen besonders dicken Schmelzbelag auf. Der vor dem Angriff den Gegner fixierende Keiler kann somit seine Waffen wirkungsvoll ins Bild setzen. Der Schmelzbelag reicht bis an die Wurzelöffnung. Zahnzement wird an den Gewehren nicht abgelagert.

Typisch für die Keilergewehre ist die zeitlebens offene Pulpahöhle. Diese ist auch bei anderen Zähnen zur Zeit ihres Wachstums offen und gewährleistet dadurch eine reichliche Ernährung des Zahnes. Mit dem genetisch Fixierten Abschluss des Wachstums wird sie dort allerdings bis auf einen millimetergroßen Kanal geschlossen und die Versorgung schließlich eingestellt.

Die Keilerwaffe ist demgegenüber zu einem unbegrenzten Wachstum befähigt. Mit dem ständig neuen Dentinansatz am Bildungssaum wird das gesamte Gewehr langsam nach vorn geschoben, und durch die Reibung mit dem gegenüber befindlichen Haderer, dem Eckzahn des Oberkiefers, scharfkantig und spitz abgeschliffen. Eine Öffnung der Plulpahöhle an der Zahnspitze wird durch ständige Bildung von Ersatzdentin verhindert.

Die Eckzähne des Oberkiefers, die Haderer, sind prinzipiell gleich gebaut, doch wesentlich kürzer. Sie haben zunächst eine nach vorne seitlich gerichtete kegelförmige Spitze, krümmen sich dann aber allmählich nach oben. Dadurch wird ebenfalls ihre breite Unterseite nach vorn gerichtet und tritt mit der Hinterfläche der Gewehre in Reibung. Die Unterseite der Haderer ist rundlich geformt und mit rillenförmigen Schmelzleisten bedeckt. Die Haderer sitzen in einer sehr stark nach außen gewölbten Eckzahnalveole und reichen mit ihrer Wurzel bis etwa in die Höhe des 2. Prämolars.

Die Eckzähne (Haken) der Bache sind im Grunde ähnlich gestellt, doch mit höchstens 9 cm im Unterkiefer wesentlich kürzer. Ihr dreieckiger Querschnitt ist nicht so ausgeprägt. Auch ihre Pulpahöhle ist zunächst offen, schließt sich jedoch mehr und mehr, so dass der Zahn schließlich sein Wachstum einstellt. Auch an seiner Spitze erfolgt ein gewisser Abschliff durch Kontakt mit dem Haken des Oberkiefers. Diese sind wesentlich kleiner und flacher als die des Unterkiefers und sitzen in einer gering herausgewölbten Eckzahnalveole. Sie sind auch bei alten Bachen nur wenig nach oben gekrümmt. Die Milchhaken sind bei beiden Geschlechtern gleichgeformt und den Dauerzähnen wenig ähnlich. Sie können als Stiftzähne angesprochen werden.

Die Backenzähne des Wildschweines sind schmelzhöckerige (bunodonte) Zähne, die nicht, wie bei den Cerviden, mit Einstülpungen (Kunden) ausgestattet sind. Die Prämolaren haben einen schneidenden Kaurand, die Molaren, z.T. auch der 4.Prämolar,eine Kaufläche.

Der erste Prämolar des Ober- und Unterkiefers (P1) ist verhältnismäßig klein und sitzt im Unterkiefer unregelmäßig zwischen den Eckzähnen und der geschlossenen Mahlzahnreihe. Im Oberkiefer ist er jedoch an diese angeschlossen. Da der P, des Unterkiefers bereits seit dem Auftreten der Gattung Sau vor 25 Millionen Jahren bei 15 bis 40 % aller Fundunterkiefer fehlt, (BECKER, 1977 u. a.) sind Spekulationen über eine Zunahme dieser Erscheinung als Degenerationsfolge gegenstandslos.

Die 2. bis 4. Prämolaren haben im wesentlichen Schneidefunktionen. Sie sind relativ schmal gebaut und bilden eine stumpfe Spitze. Der vierte Prämolar ist im Milchgebiss im Unterkiefer dreiwurzelig und auch breiter gebaut, so dass er Mahlzahnfunktionen mit übernehmen kann. Im Dauergebiss ist er, wie alle übrigen Prämolaren, zweiwurzelig und diesen in der Krone ähnlich. Die Molaren werden nur als Dauerzähne ausgebildet. Sie sind außerordentlich massiv und weisen eine breite Kaufläche auf, die zunächst mit einer Reihe von Schmelzhöckern besetzt ist, die aber mit der Zeit flachgeschliffen werden.

Eine besondere Stärke hat der dritte Molar in Ober- und Unterkiefer. Er ist bis zu 2 cm breit und kann mit einer Länge von fast 4 cm die Länge der beiden vor ihm liegenden Molaren erreichen. Sind diese in zwei Säulen gegliedert und vierwurzelig, finden wir bei ihm drei Säulen von 6 bis 8 Wurzeln.

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Belauf

Lebensweise: Bejagung: Schusszeichen: Nachsuche: Gebiß: Belauf: Ansprechen: Krankheiten: zurück:

Belauf, Home Range, Habitat, Lebensraum der Sauen

SW37_Belauf1.gif

Teile des Belaufes dürfen als verteidigte Territorien angesehen werden, da eindringende fremde Verbände von der ansässigen Mutterfamilie energisch vertrieben wurden. Demgegenüber können andere Teile des Lebensraumes, wie Feldschläge oder mastspendende Waldflächen, von mehreren Mutterfamilien gleichzeitig benutzt und folglich in den Belauf einbezogen werden.

Zu Auseinandersetzungen kommt es erst dann, wenn eine gewisse Rottendistanz, die bei etwa 50 Metern zu liegen scheint, unterschritten wird.

Dass Keiler den größten Teil des Jahres die Beläufe der Mutterfamilien meiden und sich einzeln in von diesen möglichst abgesonderten Einständen aufhalten, ist seit langem bekannt. Es ist anzunehmen, wenn auch noch nicht belegt, dass sie ihre Ruheeinstände durch aggressives Verhalten von anderen Sauen freihalten. Keiler durchziehen jedoch ohne Zweifel die Lebensräume der Mutterfamilien, wenn auch, außerhalb der Rauschzeit, ohne längeren Aufenthalt.

Während der Rauschzeit sind sie dort freilich ganz zu Hause, so dass man die Lebensräume der Mutterfamilien ohne Zweifel dem Belauf der Keiler zurechnen muss. Mit Sicherheit suchen Keiler bei entsprechender Gebietsstruktur die gleichen Fraßplätze wie Mutterfamilien auf, halten dabei aber eine möglichst weite Distanz und wählen bei zu lebhaftem Treiben lieber einen anderen Aufenthaltsort.

Überläuferrotten und jüngere Keiler beginnen erst sich einen eigenen Belauf zu suchen. Das kann schon in Anlehnung an denjenigen ihrer ehemaligen Mutterfamilie geschehen, aber auch, besonders bei Keilern, über weite Strecken führen. Sie sind sozial ortsansässigen Stücken unterlegen und müssen zunächst versuchen, in wenig benützten Teilen des Belaufes anderer Rotten unterzukommen.

Gerade das Suchverhalten und Vagabundieren der Überläufer und junger Keiler hat zum Ruf der Unstehtheit des Schwarzwildes beigetragen.

Der Belauf des Schwarzwildes weist eine charakteristische innere Struktur auf. Den Kern bildet eine unterschiedlich große Zahl von Ruheeinständen, die je nach Witterung, Fraßangebot und Gefahrensituation bezogen werden. In ihnen befinden sich die Lager einzelner Stücke bzw. die Kessel der Rotten. Sie werden durch Losungsplätze und Malbäume komplettiert. Nach Möglichkeit haben Ruheeinstände Suhlen in leicht erreichbarer Nähe. Diese Einstände werden gegenüber fremden Wildschweinen verteidigt. Von den Ruheeinständen führen Wechsel zu den Fraßplätzen, die gegebenenfalls von Angehörigen mehrerer Verbände gemeinsam benutzt werden können.

Es liegen bereits telemetrisch ermittelte Strukturen des Belaufes von Wildschweinen vor Territorien werden üblicherweise von den Besitzern markiert. Bei den Sauen erfolgt das olfaktorisch und optisch durch Malbäume, des weiteren durch Losungsplätze und wahrscheinlich auch durch die Kessel selbst. Der an diesen Plätzen massierte Individual- oder Rottengeruch gibt die Inbesitznahme kund.

Zu den Grenzen des Belaufes hin nimmt die Häufigkeit dieser Markierung ab oder unterbleibt ganz. Die Grenze des Belaufes wird offensichtlich nicht besonders gekennzeichnet.

Mit Hilfe der Waffen sind Keiler in der Lage, an den Malbäumen Zeichen ihrer Stärke zu hinterlassen. In der Rauschzeit hat ihr Speichelschaum zusätzliche Markierungswirkung.

Suhlen und Wechsel werden häufig von mehreren Rotten benutzt. Ihre Bedeutung für die Revierabgrenzung scheint gering zu sein.

 

Innere Struktur

Die Nutzung der einzelnen Teile des Belaufes ist entsprechend den jahreszeitlichen Bedingungen unterschiedlich.

Für die Nutzung der Fraßplätze lieferte KOSLO (1975) auf der Grundlage von etwa 20000 Einzelbeobachtungen aus dem Gebiet Belowesh ein gutes Beispiel .

Der jahreszeitliche Aufenthalt der Sauen in 10 verschiedenen Biotopen, deren Kern hauptsächlich natürliche Waldgesellschaften bilden, war sehr different. In der Frühjahrs Frühsommerperiode stand das Schwarzwild bevorzugt in Fichten, Eichen, Hainbuchen wurde eine signifikante saisonale Bevorzugung bestimmter Biotope mehrfach nachgewiesen (z. B. KURZ und MARCMTOY b72; WOOD und BRENNEMANN, 1980). SINGER et al. (1981) ermittelten im Great Smoky Mountains Nationalpark, dessen Höhenlage von 266 bis 2025m über Niveau reicht, ausgeprägte vertikale Einstandsveränderungen im Verlaufe des Jahres. Die markierten Sauen verließen die Tallagen zwischen Mitte April und Mitte Mai und kehrten mit dem Einsetzen der Mast (Amerikanische Buche, Hickory und Eichen) wieder zurück, so dass sie sich ab September wieder in den Tälern steckten. Bei Ausbleiben der Mast wanderten aber nicht wenige zumindest vorübergehend in die beerkrautreichen höhergelegenen Biotope zurück.

Auch in den mitteleuropäischen Schwarzwildgebieten spielt das Angebot der Baumart eine dominierende Rolle für die Einstandswahl des Schwarzwildes. Bei ausreichendem Ertrag kann die Baummast den Aufenthaltsort der Sauen beeinflussen.

Nicht in jedem Falle sind die Nahrung bietenden Teile des Belaufes gleichzeitig gute Ruheeinstände. Das erfordert einen tageszeitlichen Wechsel des Aufenthaltsortes, dichte Hartholzbestände, die kühl und feucht sind, wurden als Ruheplatz in der heißen Tageszeit bevorzugt. In Buchenbeständen erfolgte hauptsächlich die Nahrungssuche. Die übrigen Gebiete wurden nur durchwechselt oder dienten zur Ruhe in kühlen Vormittagsstunden.

In stark beunruhigten Lebensräumen werden die Tageseinstände vor allem durch das Sicherheitsbedürfnis bestimmt. Die Sauen steckten sich in geschlossenen Nadelholzdickungen, in Hecken und unter Dornenbüsche, in Röhrichten und auf Trockeninseln innerhalb von Schilfflächen oder Auewäldern. Ausgedehnte Getreideschläge, die ebenfalls vom Menschen selten betreten werden, im besonderen Maiskulturen, können über mehrere Sommermonate hinweg als Einstand dienen.

Wichtigste Anforderungen an die Tageseinstände sind Unzugänglichkeit für Feinde, schnelle Feindwahrnehmung und gedeckte Fluchtmöglichkeiten. Bei aller Unterschiedlichkeit der Ruheeinstände sind diese Eigenschaften immer wieder feststellbar.

So können die Sauen in dichten Dornenhecken unmittelbar neben belebten Verkehrswegen oder inmitten von Feldfluren stecken. Große Dickungen im Rücken ermöglichen es dem Keiler, sein Lager zu bereiten, da er bei der kleinsten Gefahr leicht verschwinden kann.

Mit zunehmender Lebenserfahrung werden echte Gefahren von unwesentlichen Störungen immer besser unterschieden, und der Keiler drückt sich bis zum letzten Moment, ehe er die Flucht ergreift.

In Mais- oder Roggenfeldern ist es nicht möglich, sich geräuschlos dem Kessel zu nähern, und wenige Fluchten genügen, um wieder in Sicherheit zu sein. Neben den Bedingungen der Sicherheit strebt das Schwarzwild aber auch danach, angenehm zu ruhen. Im Vordergrund steht dabei die Regelung der Temperatur. Es ist durchaus nicht so, dass die Kessel immer in den dunkelsten Einständen angelegt werden.

Eine gute Schilderung unterschiedlicher Einstandswahl in Abhängigkeit von den Witterungsbedingungen gab MEYNHARDT (1978): ' War es warm, so lagen sie in einer Kiefernschonung, die lichte Stellen hatte. Dort sonnten sie sich. Bei Regen waren sie 3 km weiter in einem dichten Kiefernbestand, der sie wie ein Dach vor Nässe schützte. Bei eisigem Ost- oder Nordwind suchten sie immer den Windschatten eines Kiefern bestandenen Hügels. Bei Schnee fand ich sie in einem fast undurchdringlichen Dickicht, welches Kiefernstangen und Birken und einen reichlichen Unterwuchs im Bestand hatte. Dort waren sie vor Wind und Schnee geschützt."

Die Vorbereitung des Ruheplatzes erfolgt mit unterschiedlicher Intensität.

Ein ausgeprägtes Kesselbauverhalten wurde beim Schwarzwild im Primorjegebiet beobachtet (BROMLEJ, 1964): "Das Schwarzwild ruht selten direkt auf dem Boden, gewöhnlich bereiten sie sich zuvor einen Platz. Im Sommer beseitigen sie dazu mit dem Gebrech die Streu oder sammeln sie zu einem Haufen, auf den sie sich legen. In anderen Fällen lockern sie die Bodenschicht, die sie seitlich auseinander scharren, und legen sich in die gebildete Vertiefung. In der warmen Jahreszeit werden die Liegestellen auf schattigen, kühlen Quellabschnitten angelegt, inmitten dichten Farnkrautes oder Riedgrases. Hier ruhen die Sauen auf einem gesäuberten Bodenabschnitt. Im Winter wählen sie zur Ruhe gut von der Sonne durchwärmte Hänge und Stellen aus, die wenig dem Nordwest- oder Westwind ausgesetzt sind. In diesen Fällen werden die Lager etwas tiefer eingerichtet, sie sind komplizierter, ihr Boden wird sorgfältig mit abgefallenem Laub und mit Zweigen der Nadelbäume ausgelegt. Befinden sich gute Fraßplätze in der Nähe, so verbessern sie allmählich ihre Lager, sie vertiefen diese, legen sie an den Rändern mit Blättern aus, mit Nadelholztrieben und auch mit dem Holz verfaulter Baumstümpfe. In der kalten Jahreszeit ruhen sie selten auf dem Schnee, sondern bereiten aus Streu, trockenem Gras und Nadelholztrieben eine Decke bis zu 3 cm Stärke.

Die Wurfkessel befinden sich durchaus nicht immer im Inneren der Dickungen, sondern häufig in sonnigen aber windstillen Stangenhölzern. Wurfkessel finden sich aber auch in Schilfflächen und am Rande grasreicher, besonnter Blößen.

Im Frühsommer, wenn ein starkes Stechinsektenauftreten mit fortgeschrittenem Haarwechsel zusammenfällt, werden von Sauen allen Alters und Geschlechts große Gras- und Binsenhaufen zusammengetragen, in die sie, ähnlich wie in einen Wurfkessel, einschliefen. Keiler ruhen im Winter gern in weichen, trockenen und warmen Nestern der Roten Waldameise. Lager bzw. Kessel werden von beiden Geschlechtern gern mehrfach wieder benutzt, wie auch umfangreiche französische Untersuchungen ergaben, die DARDAILLON (1986) zusammenstellte.

Bereits KIESSLING (1925) wies darauf hin, dass der Keiler sein "mit Sorgfalt und Liebe" bereitetes Lager immer wieder aufsuchen würde, wenn ihm das möglich wäre. Er spricht dem Keiler eine Anhänglichkeit an seine Lager nicht ab, die er entsprechend den Erfordernissen benutzt. Auch BROMLEJ (1964) machte, wie schon zitiert, ähnliche Erfahrungen.

Markierungsstudien bestätigen das Gesagte. Die von MAUGET (1979) kontrollierten Bachen besaßen im allgemeinen über Monate hinweg nur einen einzigen Kessel, während ein Keiler ein Haupt- und mehrere Nebenlager hatte.

SINGER et al. (1981) beobachteten einen Keiler, der an mehreren Tagen hintereinander den gleichen Kessel benutzte. Ähnliches stellte LEBEDEWA (1956) durch Abfährten fest.

Auch nach unseren Beobachtungen wird nicht täglich ein neuer Kessel gebaut. Allerdings kann die Anzahl derselben je nach Größe des Belaufes und dem Grad der Beunruhigung unterschiedlich sein. Solange sich jedoch die Mutterfamilie ungestört im gleichen Teile ihres Aktionsraumes aufhält und sich die Witterungsbedingungen nicht durchgreifend ändern, kann man sie immer wieder an der gleichen Stelle finden.

Nach JANEAU und SPITZ (1984) kehrten die telemetrisch beobachteten Bachen häufiger (80 %) an die Ruhestelle des Vortages zurück als die Keiler. Somit ist festzustellen, dass auch für die Konstanz in der Wahl der Ruheplätze das Nahrungsangebot, die Witterung und die ruhige Lage bestimmend sind.

Einstände, in die sich die Bachen zum Frischen begeben, werden meist traditionell gewählt. Die Bache ist bemüht, möglichst dort den Wurfkessel anzulegen, wo sie schon einmal erfolgreich einen Wurf zur Welt gebracht hat. Ihr schließen sich die übrigen hochbeschlagenen Stücken der Mutterfamilie an, die dann auch die Tradition übernehmen und weiterführen, bis der Einstand durch das Wachstum der Vegetation oder durch Störungen seine Eignung verliert.

In der Nähe der Ruhekessel befinden sich in jedem Falle Losungsstellen und Malbäume. Beide werden regelmäßig nach einer ungestörten Ruheperiode benutzt.

Während an erstere keine besonderen Bedingungen gestellt werden, außer dass sie sich in der Nähe der Kessel und an den Wechseln befinden müssen, werden bei der Auswahl der Malbäume spezielle Ansprüche gestellt.

Von der Ortslage im Belauf her geben Malbäume stets die Nähe von Kesseln oder Suhlen an. Es ist kaum möglich, sie ohne Verbindung zu diesen beiden Requisiten im Revier zu finden. Das Schwarzwild malt nur dann, wenn es sich völlig sicher fühlt, und alle Ruhe zu diesem ihm angenehmen Komfortverhalten hat

Die Baumart scheint keine bedeutsame Rolle zu spielen. In erster Linie wird darauf geachtet, dass der Stamm in der erforderlichen Höhe astfrei ist und sich unter dem Gewicht des Stückes nicht durchbiegt. Malbäume besitzen im allgemeinen einen Brusthöhendurchmesser von mindestens 10 bis 25 cm.

Stärkere Stämme haben meist eine vieljährige Tradition. Es scheint, dass harzende Nadelhölzer, wie Kiefer, Fichte und Douglasie, häufiger ausgewählt werden, doch können auch Lärchen, Eichen, Buchen und andere Baumarten als Malbäume dienen. In Feldgebieten müssen nicht selten Koppelpfähle diese Funktion übernehmen.

Infolge meist einseitiger Benutzung wird bei den Bäumen bald die Rinde durchgescheuert und das Holz blank poliert, so dass die typischen, schildähnlichen Male entstehen. Der Harzfluss wird durch Holzverletzzungen mit dem Gewaff erhöht. Dem Absetzen solcher Kennmarken und dem Malen selbst kommen neben der Körperpflege sicher Markierungsfunktionen zu.

MEYNHARDT (1978) behauptet, dass Malbäume von fremden Schwarzwild nicht angenommen werden

Die Häufigkeit der Annahme und Benutzung von Suhlen ist gebietsabhängig.

Während sie in feuchten Lebensräumen überall in der Nähe der Tageseinständen und gelegentlich auch unweit von Fraßplätzen angelegt werden können, werden in trocken Gebieten spezielle Wanderungen dorthin unternommen.

Die Suhle muss Schlamm oder Lehm enthalten; in Wasserlöchern badet das Schwarzwild meist nicht. Um unbeschwert und geräuschvoll suhlen zu können, ist eine geschützte Lage Voraussetzung. Besonders beliebt sind größere, quellige Feuchtkomplexe, in denen der gesamte anwechselnde Verband gleichzeitig suhlen kann. Einen langen Aufenthalt in der Suhle gibt es gewöhnlich nicht.

Dem Einschieben, Wälzen und kurzem Ruhen schließt sich oft ein genüssliches Malen an, und wenn die ranghöchste Bache den Suhlenplatz verlässt, folgen die übrigen Stücken.

Gelegentlich kann man auch in wassergefüllten Fahrrinnen von Feldwegen Spuren erfolgten Suhlens bemerken. Das ist meist ein Hinweis darauf, dass sich hier Sauen ganztags in Getreideschlägen steckten und nicht zu den im Walde befindlichen Suhlen wechseln wollten.

das System der Wechsel durchzieht wie ein Netzwerk den Belauf. Grundsätzlich vollzieht sich die Fortbewegung des Schwarzwildes auf festen Wechseln, die alle Ruheplätze mit den Suhlen und Fraßstellen verbinden. In der Nähe von Fraßplätzen teilen und verbreitern sich die Wechsel, so dass sie sich scheinbar in deren Weite auflösen. Werden jedoch breit gefächerte auf einer Fläche brechende Sauen beunruhigt, finden sie mit Sicherheit einen fortführenden Wechsel, ohne laut durch das Holz davonbrechen zu müssen.

Wechsel haben eine hohe Tradition und bestehen oft über Jahrzehnte hinweg. Sie sind so gelegt dass sie möglichst weit durch Deckung führen, Reliefunebenheiten mühelos überwunden und Nassstellen so trocken wie möglich durchquert werden können. Sie führen daher meist längs von Bodenwellen und Gewässern, häufig durch Dickungen und wenig über Freiflächen. Wo Wege und Straßen überwunden werden müssen, geschieht es fast immer im nahezu rechten Winkel; man wird kaum feststellen, dass die Sauen, wie etwa das Rotwild, einen Weg als Wechsel benutzten.

Wechsel stellen gewissermaßen eine Optimierung zwischen kurzen und sicheren Wegen dar. Darauf beruht auch ihre Dauerhaftigkeit. Infolge ihrer häufigen Benutzung sind sie gewöhnlich gut ausgetreten, und das Unterholz ist tunnelartig beseitigt. So können die Sauen auf scheinbar rätselhafte Weise in dichtem Gebüsch völlig lautlos von dannen ziehen.

Die Wechsel sind olfaktorisch markiert und leiten das Stück auch bei Dunkelheit sicher durch das Gebiet. Jede fremde, einwechselnde Sau wird sich sofort im örtlichen Wechselsystem zurechtfinden und es benutzen. Werden gute Wechsel durch Zäune abgeschnitten oder durch neue Straßen, Autobahnen oder Schienenwege unterbrochen, versucht das Schwarzwild dennoch hartnäckig diese weiter zu benutzen. Beschädigte Zäune oder Verkehrsunfälle können die Folge sein.

Größe des Belaufes

Die bisherigen Darlegungen ließen bereits erkennen, dass die Größe des Belauf sehr stark von den Umweltgegebenheiten beeinflusst sein wird. In reich gegliederten Waldgebieten, die zu jeder Jahreszeit ausreichenden Fraß bieten, unternimmt das Schwarzwild keine weiten Wanderungen und ist ziemlich standorttreu. Ist die Beunruhigung hoch und liegen die Fraßplätze weit auseinander, sind größere Aktionsräume erforderlich. Nach jagdlicher Literatur und der allgemeinen Jägerauffassung soll das Schwarzwild im Laufe des Jahres eine Fläche durchwechseln, die über die übliche Größe eines Forstreviers hinausgeht.

Demgegenüber weisen die bisher vorliegenden, leider noch wenigen exakten Untersuchungen erstaunlich übereinstimmend auf verhältnismässig kleine Beläufe hin. So hielten sich die von MAUGET (1979) im französischen Mittelwesten über etwa 2 Monate hinweg beobachteten 4 Bachen und 2 Frischlinge in einem Raume von je 120 bis 290 ha auf.

Ein Keiler lebte im gleichen Zeitraum in einem etwa 700 ha großen Gebiet. Die Beläufe der Bachen überlappten sich teilweise, doch weniger im Bereich der Ruheeinstände als in den Fraß bietenden Teilen.

Nahezu gleiche Flächen wurden in amerikanischen Untersuchungen ermittelt. Nach KURZ und MARCHINTON (1972) bewegten sich 5 Sauen in Beläufen von 120 bis 800, durchschnittlich 400 ha Größe. Der Aktionsraum war im Winter mit 350bis 500 ha am größten und lag zu den übrigen Jahreszeiten bei wenig mehr als 100 ha.

SINGER et al. (1981) stellten für Keiler Aufenthaltsräume von im Mittel 350 ha und für Bachen von 3 bis 10 ha fest.

In Fehlmastjahren stieg die im Winter durchwechselte Fläche bis auf 100 ha an, während sie in Mastjahren sommers und winters gleich blieb.

Aktive, dominante Keiler hatten größere Beläufe als geringe. Noch kleinere Flächen ermittelten WOOD und BRENNEMANN (1980) mit 226 ha bei Keilern und 181 ha bei Bachen

Andererseits ermittelten JANEAU und SPITZ (1984) an 15 Sauen in Südfrankreich telemetrisch eine jährliche Lebensraumgröße bei Keilern von 12 bis 15 000 ha, bei Bachen von 4 bis 6000 ha.

Die Form der Flächen richtete sich nach den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten. Sie war im allgemeinen in Anpassung an Höhenrücken und Gewässer oval bis rundlich mit Achsen zwischen 4 und 1 km.

Der gesamte Belauf wird nicht täglich durchquert. WOOD und BRENNEMANN (1980) stellten eine tägliche individuelle Fläche von 2 bis 60 ha, im Mittel von etwa 16 ha, fest.

Nach SINGER et al. (1981) werden täglich nur bis zu 22% des gesamten Aktionsraumes aufgesucht. Der Wechsel der Aufenthaltsorte scheint periodisch vor sich zu gehen, was BRÜTTS (1957) Beobachtung über das in mehrtägigen Abständen erfolgende Auftauchen der Sauen auf Feldflächen erklären könnte.

Im Zeitraum des Frischens der Bache geht ihr Aufenthaltsraum außerordentlich stark zurück, sie hält sich dann auf einer Fläche von nur wenigen Hektar auf.

Aus Rückmeldungen erlegter markierter Sauen kann annähernd auf die Größe des Belaufes geschlossen werden.

CH. STUBBE, 1987. Bei männlichen Überläufern betrug die durchschnittliche Rückmeldeentfernung 8 km; doch wurden auch von ihnen 50 % im Umkreis von nur 2,5 km vom Markierungsort zur Strecke gebracht. Weibliche Überläufer wanderten im Mittel nur 2 km ab. Bei ab zweijährigen männlichen Stücken betrug die mittlere Rückmeldeentfernung nahe 9 km, bei Bachen etwa 3 km.

Die größten Ortsveränderungen unternahmen jedoch neben Überläufern hauptsächlich junge Keiler.

Ältere Stücke zeigten sich bei beiden Geschlechtern ziemlich standorttreu.

Auch in Frankreich gelangte man zu ähnlichen Ergebnissen. Nach KLEI',' (1981) erlegte man 90 ?/o markierter Sauen unter 10 km vorn Markierungsort; nach SPITZ et al (1984) wurden Entfernungen von 15 km nicht überschritten.

Fasst man die bisher vorliegenden, auf diesen Gebiet sicher noch spärlichen Forschungsergebnisse zusammen, so ergibt sich, dass Wildschweine in aller Regel einen bestimmten Lebensraum bewohnen, dessen Größe eine Fläche von etwa 500 ha selten überschreitet, aber auch bedeutend kleiner sein kann. Er ist bei Keilern größer als bei Bachen, und es ist noch unklar, welche Einstandsänderungen Keiler zur Rauschzeit normalerweise vornehmen. Bachen reduzieren ihren Aufenthaltsort während und kurz nach der Frischzeit auf wenige Hektar. Im Laufe von 24 Stunden werden gewöhnlich nicht mehr als etwa 5 km zurückgelegt. Der Belauf wird nicht gleichzeitig auf ganzer Fläche genutzt, sondern in Abhängigkeit von Fraß und Witterung in wechselnder Reihenfolge. Der Aufenthalt im Laufe eines Tages erstreckt sich selten auf mehr als 100 ha. Dadurch können sich auch die Aktionsräume mehrerer Stücke ohne weiteres überlappen, was besonders bei zunehmender Wilddichte von Bedeutung sein dürfte.

Saisonale Einstandsveränderungen sind vor allem in bergigen Gegenden die Regel; sie erfolgen auch in Abhängigkeit von der Baummast und der Reife von Feldfrüchten. Die oft erwähnte Unstehtheit des Schwarzwildes ist in erster Linie eine Folge übermäßiger Beunruhigung, zum anderen rasches Reagieren auf Änderungen in der Witterung und im Nahrungsangebot die zwischen der Annahme verschiedener Wechsel und der Nutzung unterschiedlicher Partien des Belaufes variieren lassen.

Wanderungen

Die bisher beschriebene Standorttreue des Schwarzwildes kann als Regel für den Kern der Wildschweinpopulationen in Mitteleuropa, und wahrscheinlich auch in anderen Arealteilen, gelten. Diese Regel schließt ein, dass ein Teil der Population in der Lebensphase zwischen dem Selbständig- und dem Seßhaftwerden mehr oder weniger ausgedehnte Wanderungen vornimmt. Es sind vor allem Überläuferkeiler aber auch Überläuferrotten, die ihren bisherigen Lebensraum verlassen und so lange umhervagabundieren, bis sie irgendwo einen geeigneten Einstand finden, den sie behaupten können.

Auch 2- bis 3jährige Stücke können noch nicht sesshaft geworden sein.

Da diese Altersgruppen mehr als die halbe Kopfzahl der Population umfassen, sind nicht wenige Sauen in Bewegung, emigrieren aus einer Population und immigrieren in eine andere oder erschließen bisher noch unbesiedelte Lebensräume.

Ihr Anteil steigt absolut, aber auch relativ mit wachsender Wilddichte infolge der geringen Zahl noch verfügbarer Einstände und ständigen Abschlagens durch die dominanten Inhaber fester Beläufe.

Die Emigration wird auch in nahrungsarmen Lebensräumen, die größere Aktionsräume erfordern, höher als in gut ausgestatteten sein.

Translokationen dieser Art, die auch bei anderem Schalenwild vorkommen, haben eine hohe biologische Bedeutung, denn sie dienen der genetischen Durchmischung der Bestände. Eine hohe Anziehungskraft auf junges, bewegungsaktives Wild haben bisher unbesiedelte, aber geeignete Lebensraume.

Populationsdichte

Die Populationen des Schwarzwildes haben, wie aufgezeigt wurde, eine nach Geschlecht und Alter spezifische innere Struktur. Sie leben in einem bestimmten Raum, den sie tages- und jahreszeitlich unterschiedlich nutzen. Als gesellig lebende, Rotten orientierte, Wildart hat das Wildschwein eine besondere Neigung dazu, seine Individuenzahl ständig zu erhöhen und große Verbände zu bilden. Das ist durch seine hohe Fortpflanzungsleistung möglich. Soweit wir heute wissen, gibt es kaum in der Population selbst liegende Regelmechanismen, die

 

Kirrverordnung Niederösterreich

Gliederungszahl 6500/13

Land

Niederösterreich

Text

Verordnung über Fütterungseinschränkungen für Schwarzwild

6500/13-0 Stammverordnung 106/02 2002-09-30 / Blatt 1, 2

Ausgegeben am 30. September 2002 Jahrgang 2002 / 106. Stück

Die Nö Landesregierung hat am 10. September 2002 aufgrund des § 87a des Nö Jagdgesetzes 1974, LGBl. 6500-17, verordnet: Verordnung über Fütterungseinschränkungen für Schwarzwild

Niederösterreichische Landesregierung: Plank Landesrat

§ 1Geltungsbereich

(1) Diese Verordnung gilt für die Verwaltungsbezirke

1. Korneuburg

2. Krems

3. Lilienfeld

4. Melk (nach Maßgabe des Abs. 2)

5. St. Pölten (nach Maßgabe des Abs. 3)

6. Zwettl

7. Stadt Krems an der Donau

8. Stadt St. Pölten

(2) Im gesamten Verwaltungsbezirk Melk ist die Verwendung von Kirrautomaten verboten. Im übrigen gilt diese Verordnung nur für die Jagdgebiete:

Genossenschaftsjagdgebiet Gansbach, Genossenschaftsjagdgebiet Gerolding, Genossenschaftsjagdgebiet Wolfstein, Genossenschaftsjagdgebiet Aggsbach-Dorf, Eigenjagdgebiet Aggsbach-Dorf, Eigenjagdgebiet Landersdorf-Hessendorf, Eigenjagdgebiet Gschwendt-Hoherstein, Eigenjagdgebiet Zufang, Eigenjagdgebiet Gurhof, Genossenschaftsjagdgebiet Aggstein,

Genossenschaftsjagdgebiet Schönbühel, Eigenjagdgebiet Schönbühel und Eigenjagdgebiet Aggstein (Teile des Hegeringes Gerolding-Wolfstein),

Genossenschaftsjagdgebiet Emmersdorf, Genossenschaftsjagdgebiet Gossam, Genossenschafts-jagdgebiet Hofamt, Genossenschaftsjagdgebiet Mödelsdorf, Genossenschaftsjagdgebiet Rantenberg, Eigenjagdgebiet Felbereck- Sandgraben und Eigenjagdgebiet Bannholz (Teile des Hegeringes Emmersdorf), und Eigenjagdgebiet ödholz und Eigenjagdgebiet Aschelberg IV (Teile des Hegeringes Pöggstall).

(3) Im gesamten Verwaltungsbezirk St. Pölten ist die Verwendung von Kirrautomaten verboten. Im übrigen gilt diese Verordnung nur für die Jagdgebiete:

Genossenschaftsjagdgebiet Hafnerbach, Genossenschaftsjagdgebiet Karlstetten, Genossenschaftsjagdgebiet Neidling, Genossenschaftsjagdgebiet Sasendorf, Genossenschaftsjagdgebiet Wimpassing (Teile des Hegeringes 2), Genossenschaftsjagdgebiet Ambach, Genossenschaftsjagdgebiet Hausheim, Genossenschaftsjagdgebiet Kleinrust, Genossenschaftsjagdgebiet Oberwölbing, Genossenschaftsjagdgebiet Obritzberg, Genossenschaftsjagdgebiet Statzendorf, Genossenschaftsjagdgebiet Unterwölbling (Teile des Hegeringes 3), und Genossenschaftsjagdgebiet Altlengbach I, Genossenschaftsjagdgebiet Altlengbach II, Eigenjagdgebiet Gut Tannenmühle, Eigenjagdgebiet Klausen-Leopoldsdorf, Eigenjagdgebiet Gföhl, Eigenjagdgebiet Dreiföhren, Genossenschaftsjagdgebiet Brand-Laaben I, Genossenschaftsjagdgebiet Brand-Laaben II, Genossenschaftsjagdgebiet Brand-Laaben III, Eigenjagdgebiet "ALWA" AG Forstbetrieb Scheiberhof/Schöpfl, Eigenjagdgebiet Elbenberg-Kasberg, Eigenjagdgebiet Gföhlberg, Eigenjagdgebiet Forstbetrieb Klamm, Eigenjagdgebiet Gut Stollberg, Eigenjagdgebiet Laabenbach, Genossenschaftsjagdgebiet Neustift-Innermanzing, Eigenjagdgebiet Brandholz (Hegering 12).

 

§2 Futterarten

(1)Mais darf nur als Zusatz zu anderen Futtermitteln vorgelegt werden.

 

§3 Genehmigungspflicht von Ablenkungsfütterungen für Schwarzwild

(1) Ablenkungsfütterungen von Schwarzwild sind nur mit Genehmigung der Bezirksverwaltungsbehörde zulässig.

(2) Der Antrag auf Genehmigung hat zu enthalten:

  • eine genaue Ortsangabe der beabsichtigten Fütterung (Fütterungsstandort),
  • eine Beschreibung der Fütterung (Menge und Art der eingesetzten Futtermittel,
  • Häufigkeit und Art der Fütterung),
  • eine Angabe des Zeitraumes, während dessen die Ablenkungsfütterung durchgeführt werden soll.

(3) Ablenkungsfütterungen von Schwarzwild sind nur zu genehmigen, wenn durch Schwarzwild verursachte Wildschäden in dem Jagdgebiet, für das die Ablenkungsfütterung beantragt wird, oder in einem diesem benachbarten Jagdgebiet vorhanden oder zu erwarten sind, zu erwarten ist, dass durch die Ablenkungsfütterung die durch Schwarzwild verursachten Wildschäden vermindert werden können,

gewährleistet ist, dass die Ablenkungsfütterung nicht zu vermehrten Wildschäden durch andere Wildarten führen wird, sie in zentralen Bereichen geschlossener Waldgebiete mit einer Grösse ab 500 Hektar vorgenommen und die Ablenkungsfütterung während des Zeitraums von 1. März bis 31. Oktober durchgeführt wird.

(4) Das Einstellen der Ablenkungsfütterung ist der Bezirksverwaltungsbehörde mitzuteilen.

 

§ 4 Einschränkung der Kirrfütterung von Schwarzwild

(1) Zur Kirrfütterung (Kirrung) von Schwarzwild darf nur eine Kirrstelle pro angefangenen 100 ha Jagdgebietsfläche vorhanden sein. Bei dieser darf zu keinem Zeitpunkt mehr als 3 kg Trockensubstanz eines artgerechten Futtermittels (§ 2) vorliegen. Sie muss technisch so ausgestaltet sein, dass das vorgelegte Futtermittel von anderen Wildarten nicht aufgenommen werden kann.

(2) Kirrmittel sind von Hand aus auszubringen. Die Verwendung von Kirrautomaten ist verboten.

(3) In der Zeit von 1. März bis 31. Oktober ist die Kirrfütterung im Feld und an der Waldgrenze (in einer Entfernung von weniger als 100 m von der Feldgrenze) verboten.

Dokumentnummer

LRNI/6500/13

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Ansprechen

Lebensweise: Bejagung: Schusszeichen: Nachsuche: Gebiß: Belauf: Ansprechen: Krankheiten: zurück:

 

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... das sollte kein Problem sein !!
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... hier ist es schon schwieriger ??
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... und hier fasst unmöglich !!

 

Oft sind es nicht die Fährten, die den Jäger darauf aufmerksam machen, dass Sauen zugereist sind und sich möglicherweise in dem Revier gesteckt haben, sondern man sieht es schon von weitem an den langen, schwarzen Furchen, die sie gebrochen haben, oder man kommt zufällig an eine Suhle mit morastig trübem Wasser oder findet auch einen Baum, an dem Sauen nach dem Suhlen frisch gemalt, sich den Schlamm in die juckende, borstige Schwarte gescheuert haben.

Das Gebrech des Schwarzwildes ist von dem zahmer Sauen im allgemeinen daran zu unterscheiden, dass jenes gewöhnlich im Weiterziehen bricht, also nicht auf ein und derselben Stelle längere Zeit verweilt und diese gründlich bearbeitet, wie es zahme Schweine zu tun pflegen.

Man kann es auch auf den ersten Blick von allem ähnlichen Tun anderen Wildes dadurch unterscheiden, dass die Sauen, auch wenn sie nur Laub umwenden, um Baummast aufzunehmen, was ja auch Rot-, Reh- und Damwild tun, doch hin und wieder eine Furche brechen, um zur Erdmast zu kommen.

Das Stechen des Dachses das nicht immer mit den Krallen, sondern auch mit der ' Nase' geschieht, unterscheidet sich dadurch vorn Brechen der Sauen, dass er wohl mal mit der Nase auf einer Stelle von Handgröße das Moos oder Laub fortschiebt, um nach Kerfen zu suchen. Hierbei hebt er aber den Boden nicht mit heraus.

Das Gebrech des geringsten Frischlings ist stärker, und es wird durch ihn mehr Erdboden emporgehoben als durch die Nase des Dachses.

Bemerken möchte ich noch, dass grobe Sauen nach ihrem Lieblingsfraß, den Wurzeln des Adlerfarns, oft Löcher von Metertiefe selbst in steinigen Boden brechen.

Wie schon erwähnt, werden auch öfter Suhle und Malbaum den Sauen zu Verrätern. Angenommen, man findet keine Fährten am Rande oder in einer frischen Suhle, was aber meistens der Fall ist und will wissen, ob sie vom Hirsch, Tier oder von Sauen herrühren, so wird man öfter bei Beantwortung der Frage in Verlegenheit kommen und sie nicht auf den ersten Blick oder auch gar nicht beantworten können.

Beim Hirsch findet man hin und wieder den Abdruck eines Teiles einer Stange. Ist der aber nicht vorhanden, so sucht man nach Haaren oder Borsten, die einem ja sichere Auskunft darüber geben, ob es sich um Rotwild oder Sauen handelt. Findet man aber einen Malbaum, so ist man aus aller Verlegenheit; denn man kann schon, abgesehen davon, dass man Haare oder Borsten findet, an der Höhe des Mals erkennen, ob es von Sauen oder Rotwild herrührt, nicht aber ob von Hirsch oder Tier.

Sauen sind durchaus kein leises Wild. Sind sie vertraut, so hört man sie brechen, schmatzen, die Frischlinge quieken, die Alte grunzt schimpfend, die Überläufer balgen und schreien.

Der Jäger kann Sauen riechen.

Ihre Losung ist schwarzbraun und kenntlich nach dem Waidspruch: "Den größten Haufen scheißt die Sau, der Dachs scheißt nie in seinen Bau. '

Die Fährte

Die Fährte der Sauen unterscheidet sich im Trittsiegel sehr scharf von der jedes anderen Schalenwildes, hauptsächlich auch von der des hier besonders in Betracht kommenden Rotwildes. Auf den ersten oberflächlichen Blick kann man beide, wenn sie nur einigermaßen ausgeprägt sind, an den Oberrücken erkennen. Beim Rotwild, bei dem sie sich nicht immer abdrücken, sehen sie, wenn es der Fall ist, ungefähr so aus, als hätte man mit einem nagellosen Finger mehr oder weniger weit hinter den Ballen in der Richtung schräg nach außen und hinten in die Erde gedrückt. Diese Oberrückenmerkmale liegen aber zwischen parallel laufenden Linien, die man von den äußeren Rändern oder Ballen nach hinten zieht, oder die Spitzen der Oberrücken treten doch nur unwesentlich über diese Linien hinaus. Bei den Sauen drückt sich stets das Geäfter ab. Es ist länglich und auch bedeutend länger und steht dichter hinter den Schalen als das des Rotwildes, und seine Spitzen werden durch die eben beschriebenen parallelen Linien mehr oder weniger weit abgeschnitten.

Die beiden Schalenteile einer Schale sind beim Rotwild in der Regel gleich lang, bei den Sauen in der Regel verschieden lang. Man hört hierüber in Jägerkreisen wohl die Ansicht aussprechen, dass bei geringen Sauen die einzelnen Schalen ungleich lang wären, dass sich diese Ungleichheit aber nach und nach verliere, und dass angehende Sauen schon gleich lange Schalenteile hätten. Auch sollen bei den Bachen die Schalenteile ungleich lang bleiben, bei groben Keilern aber gleich lang sein.

Auch soll gewöhnlich der äußere Schalenteil, und nur ausnahmsweise der innere der kürzere sein. Alles dies kann vorkommen, es kann aber auch anders sein; ich selbst habe alle diese Verschiedenheiten beobachtet und festgestellt, dass die Schalen eines Frischlings gleich lang und die eines Hauptschweins verschieden lang waren.

Auch bei Schnee ist ein starker Keiler unschwer von einem sich gleich stark fährtenden Hirsch zu unterscheiden, weil das Geäfter beide verrät und auch die Schrittlänge des ebenfalls schränkenden und auswärts tretenden Schwarzkittels kürzer ist als die des Hirsches. Ist aber in die Fährte frischer Schnee gefallen, oder ist das Trittsiegel zusammengerutscht, so ist die Vertiefung, die durch den Tritt entstanden ist, beim Hirsch theoretisch ein Parallelogramm, beim Keiler aber trapezartig, hinten breiter als vorn.

Ähnlich unterscheiden sich auch unter denselben Verhältnissen die Trittsiegel von Rehwild und Fuchs.

Liegt der Schnee aber so tief, dass man auch dieses Zeichen nicht erkennen kann, so fängt der Keiler an, mit den Borsten des Bauches zu schleifen - der Fuchs mit der Lunte oder auch mit den Bauchhaaren.

Sauen haben öfter die Gewohnheit, bei Schnee eines hinter den anderen genau in derselben Fährte zu ziehen, so dass man nicht feststellen kann, um wie viele Stücke es sich handelt. Man kann aber auch daran sofort erkennen, ob die Schneefurche von Sauen herrührt, dass in ihr stets Schalenabdrücke, wenn auch keine reinen Trittsiegel, gefunden werden.

Im allgemeinen lässt sich niemand darauf ein, den Keiler von der Bache an der Fährte oder dem Trittsiegel unterscheiden zu wollen. Kreuzt man beim Einkreisen geringe Fährten, zwischen denen nur eine bedeutend stärker ist, so hat man es unzweifelhaft mit einer Bache mit Frischlingen zu tun. Sind zwischen den Frischlingen mehrere stärkere Sauen, auch wenn es sich meistens um Überläufer handelt, so sagt der ferme Jäger: ' Es stecken in der und der Dickung so und so viele grobe Sauen und fünf Frischlinge '

Früher wurde erst vom zweiten Jahre all das Schwarzwild in einer Rotte ' grober Sauen ' genannt so dass man beim Einkreisen von Frischlingen, Überläufern und groben Sauen sprach. Jetzt nimmt man dies nicht mehr so genau und berichtet im allgemeinen nur von Frischlingen und groben Sauen.

Ist aber zwischen den ' groben Sauen ' eine von ganz hervorragender Stärke, so fügt man hinzu: ' von denen die eine Fährte sehr stark ist und von einem angehen den oder sogar einem Hauptschwein zu sein scheint.'

Eine einzelne, sehr starke Fährte ist in der Regel die eines Keilers, der nach Eigenschaft, außerhalb der Rauschzeit ein Einsiedlerleben zu führen, ' Einzelgänger ' genannt wird. Aber es kommt auch vor, dass eine grobe gelte Bache einsiedlerische Gedanken bekommt, nachts die Felder mit ihrem unliebsamen Besuche beehrt und in einem Feldgehölz stecken bleibt. Unter diesen Umständen ist es dann immerhin von einigem Interesse, das Stück nach der Fährte oder dem Trittsiegel richtig ansprechen zu können.

Der Keiler, der sich im allgemeinen stärker fährtet als die Bache, hat bei gleicher Fährtenstärke stumpfere Schalen; er prägt auch die Ballei stärker aus und zwängt mehr, d. h. er zieht die Schalen dichter zusammen als die Bache, die ein mehr gespreiztes Trittsiegel hat.

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Ein feistes gutes Schwein tut den Beitritt wie ein Hirsch, auch das Blenden und den Hinterlas" (Zurückbleiben). In den verschiedenen Altersstufen sind die Fährten auch verschieden stark. Selbstverständlich ist aber auch die Stärke in den verschiedenen Revieren mehr oder weniger verschieden voneinander.

Die Sauen schränken beim Ziehen und Trollen, der Keiler etwas mehr als die Bache. Beide treten etwas auswärts, und es deckt öfter auch wohl der Tritt des Hinterlaufes nicht genau den des Vorderlaufes, so dass zwei Geäfter hintereinander stehen. Doch dies ist eine Ausnahme, gewöhnlich sucht die Sau den Schluss.

In der Flucht stehen die Tritte mehr wie ein Hasensprung, wenn auch hin und wieder etwas verschobener

 

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Krankheiten beim Schwarzwild

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Schweinepest

Das Auftreten der Schweinepest bei Wildschweinen in verschiedenen Gebieten kann auch andere Schwarzwildpopulationen gefährden. Vorbeugendes Handeln ist daher angesagt. Das verlangt allerdings fundiertes Wissen um diese Krankheit.

Die Schweinepest ist eine gefürchtete Seuche der Haus- und Wildschweine, die hohe Ausfälle fordern kann. Sie wird durch Viren hervorgerufen. Eine Gefährdung von anderen Tierarten oder des Menschen ist praktisch auszuschließen.

Man unterscheidet prinzipiell zwischen der Afrikanischen Schweinepest; die erstmals 1957 in Europa (Portugal) nachgewiesen wurde, und der Europäischen Schweinepest, die in unseren Breiten von Bedeutung ist.

Das Virus ist bei tiefen Temperaturen sehr stabil. In Fallwild kann es bis zu 14 Tagen infektiös bleiben, im tiefgefrorenen Fleisch überlebt es ohne weiteres zwei Jahre, im Geselchten (Rohwurst, Schinken) etwa sechs Monate. Es ist aber nicht sehr hitzebeständig (Inaktivierung bei 56 0 C in 60 Minuten).

Infektionsweg

Die Infektion erfolgt hauptsächlich durch Kontakt mit befallenen Tieren, da diese bereits einen Tag nach der Ansteckung das Virus mit dem Speichel und Augensekret, später auch massiv mit Harn und Losung ausscheiden. Auch infiziertes Futter kann eine wichtige Rolle spielen

Krankheitsbild

Bei der akuten Form zeigt sich hohes Fieber und damit verbunden Durchfall und Apathie. Am toten Tier sind vor allem punktförmige, stecknadelkopfgroße Blutungen typisch, die bevorzugt am Kehlkopf, an der Harnblase, an den Nieren und am Herz mehr oder weniger stark auftreten. Die chronische Form ist oft nur schwer ohne spezielle Laboruntersuchungen zu erkennen. Verdächtig sind auf jeden Fall verminderte Fruchtbarkeit, geringe Wurfzahlen und lebensschwache Frischlinge.

Vorbeugung

In gefährdeten Revieren ist es sehr wichtig, die Aufbrüche unschädlich zu beseitigen. Die beste Lösung ist sicher, den Aufbruch in einem Plastiksack oder einer Kunststoffwanne mitzunehmen und über die Tierkörperbeseitigungsanstalten zu entsorgen. jede Gemeinde ist verpflichtet, einen entsprechenden Container für solche Zwecke aufzustellen.

Gefahr Kirrung

Ganz besonders wichtig ist es, Wildschweine nie mit Schlachtabfällen von Haus- oder Wildschweinen anzukirren. Das gilt auch für Kirrplätze von Füchsen in Gebieten, wo auch nur gelegentlich Wildschweine vorkommen. Es ist ferner verboten, Speisereste und Schlachtabfälle an Schweine (Klauentiere) zu verfüttern.

Eine begleitende Vorbeugemaßnahme wäre es, die Schwarzwildpopulation durch vermehrte Bejagung entsprechend zu reduzieren.

Was ist zu beachten ?

Die Schweinepest ist eine anzeigepflichtige Seuche. Bei Verdacht ist sofort der zuständige Amtstierarzt zu verständigen. Werden verendete Wildschweine aufgefunden, so sind diese nach Rücksprache mit dem Amtstierarzt an eine Untersuchungsstelle (Bundesanstalt für Virusseuchenbekämpfung, Hetzendorf) einzusenden. Bestätigt sich der Seuchenverdacht, so sind in diesem Gebiet die Wildschweine vermehrt zu bejagen und alle erlegten bzw. verendeten Tiere unschädlich zu beseitigen (Wildschweine-Schweinepestverordnung; BGBl. 1994/427).

Wichtig !

Das Verheimlichen von vermehrt auftretendem Fallwild ist eine kurzfristige Scheinlösung, die das Problem nur verstärkt. Die Jägerschaft würde sich dadurch selbst sehr schaden. Andererseits leistet man durch die aktive Mitarbeit bei der Seuchenvorbeugung bzw. -bekämpfung einen überaus wertvollen Beitrag zum Schutz der heimischen Landwirtschaft, da die Schweinepest, wie das Beispiel anderer Länder zeigt, mit größter Wahrscheinlichkeit auf die Hausschweinebestände übergreifen würde. Daher:

Fallwild unbedingt einsenden!

Aufbrüche von Wildschweinen mitnehmen und unschädlich entfernen (Eventuell tief vergraben, am besten aber über die Tierkörperbeseitigungsanstalten)!

Keine Schlachtabfälle an den Kirrungen verwenden!

Keine Speisereste oder Schlachtabfälle an (Haus-)Schweine verfüttern!

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