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Dachs
Allgemein:
Der Dachs wird der Gruppe der Marder
zugeordnet und ist bei uns der größte Vertreter dieser Art. Man kann ihn ruhigen
Gewissens als "Burgherrn" bezeichnen: Seine unterirdischen
Gangsysteme sind oft uralt und reichen bis zu 30 Meter tief in die Erde.
Diese stattlichen Behausungen nennt man daher auch "Dachsburgen".
Wer den Dachs nur als Zeichentrickfigur kennt, wird von seiner Größe überrascht sein.
Mit 80cm Länge zählt er nicht gerade zu den kleinen Raubsäugern.
Sein plumper Körperbau täuscht darüber hinweg,
wie schnell und ausdauernd er sich fortbewegen kann. Dachse sind ausgesprochene
Familientypen. Der Nachwuchs lebt so lange in der Nähe seiner Eltern,
bis der zur Verfügung stehende Lebensraum zu eng wird. Erst dann weichen
einzelne Tiere in angrenzende Gegenden aus - das ist ein Grund dafür,
warum Dachse in einigen Gegenden stark, in benachbarten Regionen jedoch
manchmal gar nicht vertreten sind. Übrigens: Im Winter ist in der Natur
kaum ein Dachs zu sehen. Bei Schnee und Frost bleiben sie oft wochenlang
im Bau; dies ist aber kein Winterschlaf, sondern nur eine, meist klimatisch
bedingte, Winterruhe. Der Dachs lebt dann von seinen großen Fettreserven,
die er sich mit Hilfe von jeder Art pflanzlicher und tierischer Kost anfrißt.
Der Dachs ist die zweite Wildart unserer heimischen Wälder, bei der nach der Ranzzeit
eine Eiruhe obgligat ist.
Kennzeichen:
Aus Fabeln und Märchen bestens bekannt, ist der Dachs unverwechselbar durch seine
markante schwarz-weiß gezeichnete Gesichtsmaske und seinem gedrungenen,
bereitrückigen Körperbau mit den kurzen stämmigen Läufen.
An den (besonders vorne) kräftigen Branten hat der Dachs je fünf Zehen mit langen
Krallen, die sich im Trittsiegel dieses Sohlengängers mitsamt den nackten Ballen gut
abdrücken.
Lebensraum:
Der Dachs bevorzugt Laub- und Mischwälder vom Flachland bis
zum Mittelgebirge, kommt aber auch in Parklandschaften vor. Für seine selbst
gegrabenen Erdbaue als Wohn-, Überwinterungs-, Geburts- und Aufzuchtstätte
bevorzugt er südexponierte Hänge mit schweren Böden.
Fortpflanzung:
Im Juli/August findet die auffällige Ranz haupsächlich junger Fähen statt, ältere
werden bereits nach dem Werfen wieder gedeckt. Damit die Jungtiere
nicht im Winter zur Welt kommen, schließt sich eine vom Begattungstermin abhängige
Eiruhe (ähnlich wie beim Rehwild) an.
Unter Einwirkung der Lichtverhältnisse (Kurztag) auf das Hormonsystem wächst die
befruchtete Eizelle erst ab Dezember, so daß der Nachwuchs im Frühjahr geboren wird.
Auf einem sorgfältig gepolsterten Lager aus Moos, Blättern und Gras werden im Februar
oder März die 2 bis 3 (maximal 5) blinden, rein weiß behaarten Jungen geboren.
Sie werden bis zu 16 Wochen gesäugt und erst mit eineinhalb bis zwei Jahren
geschlechtsreif..
Nahrung:
Der Dachs ist ein Allesfresser, der aus dem jeweiligen Angebot über Wurzeln, Pilze,
Beeren und Früchten, auch alles Gefundene, was leicht erreichbar
ist, wie Insekten, Schnecken, Amphibien, Gelege und Jungvögel bis
zu Kleinsäugern und Aas verzehrt. Pflanzenkost kann zeitweilig
einen erheblichen Anteil der Nahrung ausmachen. Sein Leibgericht sind
Regenwürmer (teilweise bis über 50 % der Nahrung). Hierzu
durchwühlt er den Boden (er sticht) und hinterläßt dabei typische Spuren.
Mitunter entwickelt er eine besondere Vorliebe für milchreifes Getreide und Mais.
Dabei entsteht zum Teil erheblicher Schaden in Getreide- und Maisfeldern.
Lebensweise:
Der Dachs ist überwiedend nachtaktiv und lebt gesellig in Familienverbänden mit bis
zu 12 Tieren. Der (anders als beim Fuchs) stets sauber gehaltene Bau ist ein
Gangsystem mit mehreren Etagen, das einen Durchmesser von 20 bis 30 Metern haben kann.
Dazu zählen mehrere Zufahrtsröhre, als Fluchtwege dienende Ausgänge und einige
Luftschächte. Bis zu 5 Meter tief liegt der geräumige 60 cm hohe Kessel, der mit
Gras, Laub, Moos und Farn ausgepolstert wird.
Beim häufigen Ein- und Ausfahren tritt der Dachs tiefe Rinnen (Geschleif) aus, die
im Wald in deutlich sichtbare Pässe übergehen.
Losung wird in kleinen "Aborten" (Dachs-Abtritte), meist in Baunähe,
verscharrt. Die Baue werden nicht selten in den oberen Etagen von Fuchs und
Wildkaninchen mitbewohnt.
Dachse haben keine Territorien im Sinne von streng verteidigten Revieren. Sie
versehen aber ihre Streifgebiete mit Duftmarken aus einer Drüsentasche unter dem
Bürzel, was offenbar dem gegenseitigen Erkennen und Heimfinden dient.
Der Dachs hält eine Winterruhe, die jedoch kein echter Winterschlaf ist.
Seine Körperfunktionen sind nicht drastisch abgesenkt, sondern er bleibt beweglich
und verläßt ab und zu seinen Bau, um Losung abzusetzen, zu fressen und Wasser zu
schöpfen.
Verbreitung:
Der Dachs bewohnt fast ganz Europa und weite Teile Asiens bis Japan. Nach den
völlig unsinnigen, staatlich angeordneten Baubegasungen in den 60er Jahren
zur Tollwutbekämpfung bei Füchsen hatte der Bestand Anfang der 70er Jahre seinen
Tiefstand am Rande der Ausrottung erreicht.
Mittlerweile ist der Dachs jedoch wieder weit verbreitet und seine Besätze sind in
vielen Regionen nach wie vor steigend.
Da der Dachs praktisch keine natürlichen Feinde besitzt, dürften das Nahrungsangebot
und Infektionskrankheiten die Hauptfaktoren für die Bestandsregulierung darstellen.
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