Konditionierung Distanzritts  

grundsätzliche Überlegungen zum Distanzreiten.

Das Distanzreiten stellt wohl die pferdefreundlichste Reitsportart überhaupt dar, weil es - außer bei der Military,
wo es ähnlich zugeht - keinen Reitsport gibt, bei der die Gesundheit und das Wohlergehen des Pferdes derart im Mittelpunkt stehen.
Das macht das Distanzreiten zu einem äußerst sympathischen Hobby.
Abgesehen vom A und O bei Distanzen: dem Puls und der Atmung, wird das Pferd rundum durchgecheckt, das heißt,
vom Körperbau bis hin zu Sattel- und Trensenlage bleibt dem kritischen Auge des Veterinärs nichts verborgen.

Was bedeutet es einen Distanzritt reiten zu wollen?

Ein Distanzreiter muss das optimale Tempo seines Pferdes erkennen,
das Tempo der Bodenbeschaffenheit anpassen und die im Wettkampf vorgeschriebenen Zeiten einhalten können.
Er muss die Geschwindigkeit seines Pferdes im Schritt, Trab und Galopp genau kennen.
Die Hauptgangart auf Distanzritten ist der Trab, es gibt Pferde, die im Trab schneller sind als im Galopp.
Die zu reitenden Zeiten werden nach Erhalt der Startunterlagen mittels angefügte Karte und einem Taschenrechner ermittelt.
Will man zum Beispiel 8 Kilometer pro Stunde zurücklegen,
teilt man 60 durch 8 und multipliziert der Ergebnis mit der Anzahl der bevorstehenden Etappenkilometer.
der Art der Ausrüstung des Pferdes keine Grenzen gesetzt.
Mit welchem Sattel, welchem Zaumzeug und in welcher Kleidung der Distanzler startet, bleibt ihm allein überlassen.
Nur bequem und sachgemäß für sich und sein Pferd muß es sein.
die Veranstaltungsunterlagen geben Aufschluß darüber, bei wieviel Minuten die Höchstzeit liegt
  • z.B.: 270 Minuten für 30 km
  • wieviel Zeit für den etsprechenden Distanzritt erlaubt ist:
  • z.B.: 180 Minuten.
  • In diesem Fall scheidet der Teilnehmer bei Überschreiten der 270 Minuten aus,
  • bei mehr als 180 Minuten erhält er Strafpunkte.
Sieger ist das Pferd/Reiter Team, daß die Strecke in der besten Zeit und ohne Beanstandungen bei Zwischen- und Endkontrolle erreicht hat.
Auf Distanzrittenist Tempo die Zeit in Minuten, die man braucht, um 1 km zu reiten. T6 bedeutet, dass man für einen Kilometer 6 Minuten braucht.
  • T3 = 20km/h
  • T4 = 15 km/h
  • T5 = 12 km/h
  • T6 = 10 km/h
  • T7 = 8,6 km/h
Ist in der Ausschreibung keine Angabe gemacht, so ist der Ritt Tempo frei, d.h. man kann so schnell reiten, wie man möchte, so lange das Pferd durch alle Kontrollen kommt.

   Vorbereitung, Maßnamen, Einstellung    

Voraussetzung für den Erfolg von Reiter und Pferd sind sind

  • der Reiter muß über eine hohe Grundkondition verfügen,
  • Mut,
  • Nervenstärke,
  • Umgänglichkeit,
  • Ausdauer,
  • Schnelligkeit,
  • Unkompliziertheit,
  • Kampfgeist
  • sowie die Fähigkeit, sich jederzeit entspannen zu können.
  • Das heißt auch,
  • immer und überall fressen und saufen,
  • sowie an jedem Platz harnen zu können (nicht nur in der eigenen Box oder dem vertrauten Offenstall),
    sobald sich die Gelegenheit bietet.
Jede freie Minute im Wettkampf muß vom Pferd genutzt werden, um neue Energien zu tanken.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß Distanzritte dem Pferd wie dem Reiter einiges abverlangen.
Es erfordert eine gut funktionierende Partnerschaft zwischen Pferd und Reiter.
Denn, wenn der Partner Pferd nicht will, "läuft" da gar nichts.
Wenn er jedoch mitspielt, dann erleben beide Partner ein beeindruckendes Erlebnis: Laufen in der Natur.

   Trainingsplan / Konditionierung   
Durch tägliche ungezwungene Ausritte im Gelände versucht man seinen Partner Pferd an die Welt da draußen zu gewöhnen.
Das Pferd lernt, allmählich und ungezwungen alles, das ein gutes Gelände- oder Distanzpferd kennen muß :
  • angebunden zu stehen und sich zu benehmen,
  • Umgang mit fremden Pferden,
  • Straßenverkehr,
  • fremde Umgebung zu akzeptieren,
  • sich auch dort zu entspannen, fressen, harnen und koten
  • wechselnde Reittempi und Landschaften,
  • Nächte im Paddock oder am Laufseil zu verbringen,
  • verladen und sich fahren zu lassen u.s.w..
So vorbereitet, wird sich der Partner Pferd nie mehr grundlos aufregen und in Panik geraten, noch seine Energie irgendwie sinnlos verschwenden,
an fremden Plätzen verweilen, fremde Pferdekameraden, Hängerfahren und Tierarztuntersuchungen
werden für das so vorbereitete Pferd selbstverständlich sein.
Was kann man tun, wenn das Pferd bei täglicher Arbeit immer nur noch fitter wird und immer noch nach mehr Beschäftigung verlangt ?
Denn irgendwann kommt für alle Freizeitreiter der Punkt, an dem das tägliche Reiten zeitlich nicht länger ausgedehnt werden kann.
Die beste Möglichkeit ist, lange Wanderritte mit dem Pferd zu unternehmen.
Man beginnt mit verlängerten Wochenenden und steigert sich allmählich zu wochenlangen Wanderritten.
Es ist die beste Art, sein Pferd noch besser kennen zu lernen, zu gymnastizieren und zu trainieren
für das Pferd, umherziehenderweise ähnlich zu leben wie seine Vorfahren in der Steppe
für den Reiter die beste Art, Streß und Auswüchse der Zivilisation hinter sich zu lassen.
hat ein Pferde/Reiter Team auf diese Art und Weise Tagesetappen von 40 bis 60 KM bewältigt, so hat es die Krone der
Freizeitreiterei erreicht, nämlich einen Distanzritt in Angriff zu nehmen.
Ein derart vorbereitetes Pferde/Reiter Team kann ohne weiteres Zusatztraining auch Distanzritte bis 30 KM, in langsamen
Tempo (etwa Tempo 6 bis 7 = 6 oder 7 Minuten für 1 KM) gehen, und wird dabei immer in die Wertung kommen.

   ... der Westernsattel   
Die Trainingsbeschreibung ist für einen Westernsattel nur bedingt anwendbar.
Der Westernsattel wurde seinerzeit für die Rinderarbeit in der großen Weite der Prärien konzipiert.
  • So bequem er auf langen Ritten zum Sitzen auch ist,
  • so gut er das Gewicht des Reiters auf dem Pferderücken verteilt,
  • so vielseitig er für die Befestigung des Gepäcks ist,
  • für steiles bergauf- und bergabreiten,
  • sowie anspruchsvollere Sprünge
ist er nicht vorgesehen.
Er läßt auch keinen großen Spielraum für unterschiedlichen Sitzvarianten zu.
Es ist daher wichtig die Grenzen dieses Sattels in anspruchsvollem Gelände zu erkennen.

   das spezielle Distanztraining   
Das zu trainierende Pferd muß mindestens 5, oder besser 6 Jahre alt sein,
  • reite maximal 3 mal pro Woche trainingsmäßig.
  • Auf jeden Trainingstag muß ein Tag mit ruhiger Arbeit bzw. ein Ruhetag folgen.
  • Eine gute Vor- und Nachbehandlung nach dem Training ist unabdingbar. D.h.:
  • das Pferd unmittelbar vor dem Ritt nicht mehr füttern,
  • zu Beginn gut warmreiten (mindestens 15 Minuten) und
  • nach dem Ritt oder gegen Ende des Rittes trocken-reiten.
  • unmittelbar nach einem Trainingsritt das Pferd nie "abstellen".
  • Die Beine kurz abwaschen oder das Pferd 10 Minuten in einen Bach stellen.
  • den Traininfritt in langsamen Tempo beginnen,
  • z.B. 15-KM-Ritte in Tempo 6.
Trainingsstrecken mit gutem Geläuf auswählen, um längere Abschnitte (ca.10 Minuten) durchtraben zu können.
Auf der Strecke, nach schwierigen Abschnitten anhalten / > P/A-Werte Messung durchführen.
Sind die Werte nach einigen Minuten höher als 64/64 ist man zu schnell geritten.
Sind die Werte darunter, erhöht man die Streckenlänge, bzw. den Schwierigkeitsgrad (z.B. mehr Steigungen).
Erst wenn das Pferd auch diese Anforderungen mühelos schafft, darf man das Tempo erhöhen.
Kreislauf, Herz, Lunge und Muskulatur sind beim geborenen Athleten Pferd verhältnismäßig schnell zu trainieren.
Hierüber können
  • Puls,
  • Atem,
  • Temperatur
  • und Blutwerte
  • verläßlich Auskunft geben.
Die komplizierteren, zu trainierenden Körperregionen sind
  • Sehnen,
  • Bänder,
  • Gelenke
  • und Knochen.
Den diese benötigen längre Zeit, um entsprechend perfekt zu sein.
Dazu kommt, es gibt keine Parameter um die Entwicklung meßtechnisch zu überrüfen.
Erst nach Auftreten von Schäden in diesen Bereichen ist die Unzulänglichkeit klar und die Ausheilung ist sehr langwierig,
leider auch in manchen Fällen nie mehr vollständig zu erreichen.
Damit erwißt e sich als großer Fehler, nur auf die P/A-Werte zu achten.
Man muß den Partner Pferd ist als Ganzes betrahten,
  • nach dem Ritt
  • auf der Weide.
  • und wenn das Pferd...
  • freudig mitarbeitet, aufmerksam ist und gut vorwärts geht,
  • kaum oder nur mäßig schwitzt,
  • ausreichend frißt und nicht an Gewicht abnimmt,
  • am Morgen nach dem Ritt keine
  • Steifheit,
  • Müdigkeit,
  • Schmerzen,
  • angelaufene oder schmerzhafte Beine
  • oder Rückenbeschwerden zeigt,
Dann kann man davon ausgehen daß Stärke und Ausdauer des Pferdes erhöht wurde, ohne bleibende Schäden zu verursachen.
So wäre es positiv und richtig, läßt jedoch keinesfalls den Schuß zu, daß der nächste Tag mit härterer Arbeit begonnen werden muß.
Seriösen Pferdetrainings in jeder Reitsportdisziplin erfordert einen enormen Zeitaufwand.
Leider wäre dessen Verringerung sehr kontraproduktiv !!!
Wenn der Partner Pferd vom Frühjahr bis zum Spätherbst ausreichend trainiert wurde,
sollte er - gute Veranlagung und athletische Substanz vorausgesetzt - in der Lage sein,
im zweiten Sommer 40-KM-Trainingsritte leicht in Tempo 5 oder schneller zu absolvieren.
Doch ein Punkt im Trainigsablauf ist äußerst wichtig

Training kann nie die freie Bewegung ersetzen

Kein Training ersetzt die Möglichkeit der freien Bewegung des Pferdes.
Damit sich Pferde auf der Koppel oder im Auslauf auch tatsächlich bewegen, müssen entsprechende Anreize geschafft werden.

Stoffwechselentgleisungen sind Alarmrufe des Pferdeorganismus, dass er mit der Haltung und dem Umfeld nicht mehr klarkommt.
Bewegung gehört zum Bewegungstier Pferd als nicht diskutierbare Tatsache in den Alltag hinzu.